Kulanarva Tantra

'Nicht wissend, dass die Wahrheit in sich selbst gelegen ist, sucht der verwirrte Verblendete sie in Schätzen. Einer dessen Urteil ist so arm ist wie der Hirte, der seine Ziege in einem Brunnen sieht, obwohl sie schon in der Herde ist.' Kulanarva Tantra, 1,96

'Wer von Deiner Maya getäuscht ist, sieht nicht, während er sieht, versteht nicht, während er hört, und er kennt die Wahrheit, nicht während er liest', Kulanarva Tantra

Das Kularnava Tantra ('Ozean des Tantrismus') ist eines der wichtigsten Shakta - Tantras der Kaula - Tantrikas des kashmirischen Shivaismus. Die erste englische Übersetzung erfolgte 1916 durch Arthur Avalon(Sir John Woodroofe).
Dieses Tantra steht wie die Kaulas allgemein im Ruf eines erotischen Tantras vergleichbar mit dem indischen Kama - Sutra, was aber in keinster Weise zutrifft, da es sich einer tantrischen Zwielichtsprache für Sadhakas bedient. Jedes Kapitel heißt 'ullasa' oder Wonne mit Bezug auf den Kaula-Nektar.

Auch kann hier im Zusammenhang der 'rechte Pfad'(Dakṣiṇa Marga) die oberflächliche Einweihung und das damit verbundene äussere Leben und der 'linke Pfad'(Vāma Marga) die geheime vertiefte Einweihung der Gottesverehrung bedeuten, was bezüglich der Aspiranten(sādhakas) das Vāma, Kula, Kaula und das Krama einschließt, die gänzlich nach den inneren tantrischen Geheimnissen leben wollen.

Bezüglich erotischer Bilder und Darstellungen gilt im Kaula, daß alles letztendlich Shivas Formen oder Lingas sind.

Klarstellung

Das Kularvana - Tantra klärt alle Verwirrungen über die 5 ms, wie den Einsatz von Sex, Fleisch und Alkohol : "Durch falsches Wissen getäuscht und betört stellen sich bestimmte von der Guru-shishya-Tradition[1] geschädigte Personen die Kunst der Kuladharma nach ihrem eigenen Intellekt vor.
Wenn nur durch das Trinken von Wein die Erfüllung zu erreichen wäre, könnten alle trinksüchtigen Männer Vollkommenheit erreichen.[2]
Würde bloßer Genuß von Fleischwaren bis in den hohen Zustand führen, wären alle Raubtiere der Welt zu immensem Verdienst berechtigt. Wenn Befreiung durch Geschlechtsverkehr mit einer Shakti gewährleistet wäre, würden alle Kreaturen befreit werden durch weibliche Gesellschaft."

Inhalt

Der Begriff Kularnava bedeutet Ozean der Kula. Das Tantra konzentriert sich auf die Urdvhamnaya - Tradition. Die vier anderen Traditionen repräsentieren Shivas vier andere Gesichter, alle zusammen die fünf Elemente der Tradition.

Zu diesem Tantra mit seinen 17 Kapiteln und 125000 Versen existieren verschiedene englische Übersetzungen (z.B. Prachya Prakashan, 1983). Jedes Kapitel des Tantra wird ein ullasa(Glückseligkeit) genannt, was sich auf den Nektar der Kaulas bezieht.

Das Kulanarva beschreibt die Modi der Vorbereitung auf die hohe Aufgabe. Es stützt sich auf Ethik, Religion, Philosophie und Yoga, um das menschliche Leben allmählich auf das Niveau des göttlichen Lebens anzuheben. Es umfasst die vielschichtige Persönlichkeit des Menschen, sorgt für das Wachstum seiner geistigen Fähigkeiten, für die Reinigung von seinen Gefühlen und Leidenschaften, die Orientierung seiner körperlichen Fähigkeiten durch Ritual, Japa und Mantra and upasana.

Diskutiert werden auch die Eignung für den Pfad und die Verantwortlichkeit eines Guru. Teile des Tantra beziehen sich auf Rituale und Formalien besonder Art.

Die hier zu den tantrischen 5 'm' gehörenden beschriebenen rituellen Praktiken können in die tantrische Sprache Uneingeweihte abschrecken. Wenn das Kulanarva Tantra lehrt : "Der Adept solle trinken, trinken und wieder trinken bis er auf den Boden fällt, und wenn er wiederaufstehe, so werde er von der Wiedergeburt befreit, so bedeutet das Getränk den Nektar oder Soma, und das Umfallen und Wiederaufstehen (Universeller Pfad Stufe 13) läutet den auf die mystische Wiederauferstehung (U.Pfad 13.3) folgenden Beginn des Probepfades auf dem Weg zur Unsterblichkeit ein.

Ähnlich sagt der Guhyasama-Tantra : "Vollkommenheit kann leicht durch Befriedigung der Begierden erlangt werden" - da diese unstillbar sind, müssen sie transformiert werden und von göttlichen 'Begierden' abgelöst werden, wie der Begierde nach Befreiung. Transformierte Begierden sind auch befriedigte Begierden.

Ein Zitat von Sikh - Guru Nanak : "Die Trunkenheit durch NAAM, o Nanak, endet niemals".

  • Das erste Kapitel beginnt mit einigen schönen Versen (V. 1-121). Die Devi erzählt Shiva, wie es den Menschen geht, und sie fragt nach den Mitteln, wodurch sie vom Leiden befreit werden können. Ishvara spricht als Antwort vom Brahman und den Geschöpfen, die von Maya eingekreist, wie Feuerfunken von ihm sind. Von diesen ist der Mensch der Größte. Er ist ein Selbst-Töter, der, nachdem er den Stand des Menschen erreicht hat, nicht sein wahres Wohl sucht.

Wer sich nicht selbst von der Krankheit der Hölle heilt, was wird er tun, wenn er, noch von einer solchen Krankheit leidend, an einen Ort kommt, wo es kein Heilmittel gibt ? (Vers 24). Der Herr geht dann auf die Vergänglichkeit des Lebens ein und auf alle Dinge darin : 'Wohlstand ist wie ein Traum, die Jugend ist wie eine Blume. Das Leben wird gesehen und ist dann wie der Blitz verschwunden. Wie kann jemand, der das weiß dennoch zufrieden bleiben?' (Vers 30). Darüber hinaus ist die Welt voller Übel, die aus der Verhaftung entstehen (Vers 55).
Shiva sagt: Oh Geliebte. Schlafen, kopulieren, essen und andere solche Funktionen sind allen Tieren gemeinsam. Der Mensch allein ist es, der über Wissen verfügt. Derjenige, dem es fehlt, ist ein Tier“ (Vers 69). Meide den, der vergnügungssüchtig ist, und der dennoch mit Brahman-Wissen prahlt. Es gibt auch noch andere Betrüger.
Befreiung kann man nicht allein dadurch erlangen, daß man sich mit Asche beschmiert, sich von Spelzen und Wasser ernährt, Hitze und Kälte auf sich einwirken lässt und ähnliches. Die Esel und andere Tiere laufen nackt umher. Sind sie also Yogins?“ (Verse 79-86). Nein: Dann erlange wahres Wissen und meiden Müßiggang.
Was nützen Veden, Agamas und Puranas, wenn man das höchste Objekt des lebens nicht kennt. (Vers 89)?
Renommierte Männer streiten sich untereinander : Einige sagen, die Wahrheit liegt vor uns, und einige sagen, dass sie dahinter steckt. Andere wiederum sagen, sie sei auf beiden Seiten. Manche sagen, es sei so, andere sagen, es sei anders.“ (Vers 99). Alle diese verwirrten sich selbst mit Schriften und Gesprächen. Es mangelt ihnen an Verwirklichung (Pratyakshagrahanam) (Vers 100).
Die Sastras sind zahllos: Man sollte ihre essenzielle Wahrheit meistern und sie dann beiseite legen, so wie derjenige, der das Reiskorn sucht, die Schale und das Stroh wegwirft(Vers 103). Nur echtes Wissen befreit. Rituale und Entsagung sind nur solange notwendig, wie das Wirkliche und das Wahre nicht bekannt sind(Vers 113). Shiva kommt zu dem Schluss: „Was ist das?“ Verwendung vieler Wörter? Es ist Kuladharma, das befreit. Geliebte, ich habe zu Dir kurz über das Geschöpf gesprochen und wie es leben soll. (Vers 121).

  • Das Kapitel 2 befasst sich mit der Größe des Kula-Dharma, das Shiva hervorgebracht hat, nachdem er den großen Ozean der Veden und Agamas aufgewühlt hat (Vers 10), und der alle anderen übertrifft, da das Licht der Sonne das des Glühwürmchens übertrifft (Vers 16).
  • Das Kapitel 3 behandelt das Paraprasada - Mantra, das Hamsah ist, das als das Große gilt. Kosmischer Atem durchdringt die Welt und öffnet sich (Vers 4)

mit der Behauptung, dass Veden, Puranas und andere Shastras können im Ausland gepredigt werden; während die Shaiva und Shakta Agamas sind Geheimnisse (Vers 4). Vers 10 bezieht sich auf die vier Amnayas oder Traditionen, Einige Teile davon erscheinen im Tantra Shastras. Urddhvamnaya kann nicht erlernt werden durch das Studium der Shastras, sondern von ihren Meistern.

  • Kapitel 4 behandelt Mahashodhanyasa. Davon und auch von anderen Teile der Arbeit kann erlernt werden, wie streng die Sadhana ist, und was von denen verlangt wird, die berechtigt sind, an den Kaula-Riten teilzunehmen.
  • Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Größe des Kaula. Es enthält eine Beschreibung der Kaula - Substanzen : Die Herstellung von Wein, die verschiedenen

Weinsorten, seine Verwendung als Chitta-shodhana-Sadhana, damit der Geist ein Bramagah werden kann.
Vers 48 zählt die grundlegenden Lehren auf. Diese Schule sagt: „Erfolg wird von denen erzielt.“ Dinge, die zum Fall führen“ (Yaireva pata- nang dravyaih siddhistaireva chodita). Vers 50 bezieht sich auf Tieropfer, und Vers 67, 68 auf die Notwendigkeit von Wein und Fleisch in den verschiedenen Formen der Anbetung, einschließlich des Buddha. Vers 90 sagt 'Wie Soma verordnet wurde, sollte ein Brahmane trinken, was andere Tantras angeblich leugnen'.
Wenn dies jedoch im gewöhnlichen Tier geschieht, würde sogar ein Vira in die Hölle fahren (Vers 93).
Nektar Trinken ist die Vereinigung von Kundali - Shakti mit der Mond-chit (Chichchandra). Andere sind nichts als Weintrinker (Verse 107-108).
Der wahre Fleischesser ist derjenige, der sein Chitta mit dem Höchsten verschmolzen hat (V. 109). Er, der seine Sinne beherrscht und sie mit Atma vereint, ist ein Fischfresser. Der Rest tötet nur Tiere (Vers 110). Wahre sexuelle Vereinigung ist die Vereinigung von Para Shakti, also Kundali, mit Atma ; die anderen haben nur eine fleischliche Verbindung mit Frauen (V. 111, 112).

  • Das Kapitel 6 befasst sich mit den Merkmalen des Anbeters, der Anbetung und der Reinigung von Kaula-Substanzen.

In den Versen 37–46 geht es um die Mond-, Sonnen- und feurigen Kalas, die ihren Ursprung in den Vokale haben, die Konsonanten Ka-kha bis Tha-da und die Yavarga bzw. die Kalas von Kavarga und Chavarga, Tavarga, Thavarga, Pavarga und Yavarga und Shavarga. Dann folgen mehrere Mantras. Verse 63-67 sind den Gurus gewidmet. Das Yantra ist in den Versen 85-86 definiert.

  • Das Kapitel 7 beschreibt die Verehrung von Vatuka, Shakti und andere. In den Versen 42-44 werden die acht Arten von Kula - Shakti aufgezählt.

Die Verse 70-75 sind bemerkenswert, da sie sich auf die 36 Shaiva - Tattvas beziehen und nicht auf die 24 des Sangkhyan.
V. 96 verbietet übermäßiges Trinken, das zu Unruhe des Geistes führt. Vers 99 enthält den oft zitierten Vers „Trink und trink noch einmal“, was manche fälschlicherweise für eine Einladung zur Trunkenheit halten: Ungeachtet der vorherigen einstweiligen Verfügung und der Warnung, dass derjenige, der ihm nicht gehorcht, wahrscheinlich in die Hölle kommen wird. Der Vers bezieht sich auf ein Yoga-Trinken.

Literatur

  • Kularnava Tantra, Arthur Avalon - M.P. Pandit - Taranatha Vidyaratna, First Edition: Delhi, 1965, Motilal Banarsiddas Publishers, ISBN: 81-208-0972-6 (Leinen) , ISBN: 81-208-0973-4 (Papier)
  • Kularnava Tantra, Rai, Ram Kumar, Übersetzt von Rai, 1983, Varanasi: Prachya Prakashan, DK-211044, 377 Seiten
  • Tantrabhidhana: With Vija-Nighantu and Mudra-Nighantu ; Arthur Avalon und Vidyaratna Taranatha von Cosmo Publications, 2004
  • Kaula and other Upanishads. With commentary by Bhaskararaya. Edited by Sitarama Shastri (1922) PDF ; s.a Kaula and other Upanishads
  • Muller-Ortega, Paul (1989), The Triadic Heart of Siva, Albany: State University of New York Press, ISBN 0-88706-787-5
  • The Kaulajnananirnaya: The Esoteric Teachings of Matsyendrapada Sadguru of the Yogini Kaula School of Tantric Tradition, 2013, Satkati Mukhopadhyaya (Editor), Stella Dupuis (Editor),Aditya Prakashan; ISBN-10: 8177421239 ISBN-13: 978-8177421231
  • Tantra Granthamala No. 12 Kaulajnana-Nirnaya of The School Of Matsyendranatha (Sanskrit Text with English Translation and Exhaustive Introduction), 2007 , Translated into English by Michael Magee P. C. Bagchi Prachya Prakashan, Varanasi; 2007 edition, ASIN: B002396M9O
  • The Canon of the Saivagama and the Kubjika Tantras of the Western KauIaTradition - Mark S. G. Dyczkowski
  • Kulachudamani Tantra - Kronjuwel des Kulachara PDF
  • The Kaula Upanishad PDF
  • Holybooks : Kulanarva Tantra, A. Avalon
  • Kulanarva Tantra, A. Avalon
  • Kularnavatantram edited by Taranatha Vaidyaratna
  • Kularnava Tantra

Referenzen

Siehe auch

Weblinks