Völuspâ: Unterschied zwischen den Versionen
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* Erschaffung der Zwerge VII -XV. | * Erschaffung der Zwerge VII -XV. | ||
* Der Menschen XVI-XVIII. | * Der Menschen XVI-XVIII. | ||
* Beschreibung der Esche Yggthrasill, Ankunft der Nornen XIX-XXI. | * Beschreibung der [[Germanische_Kosmogonie|Esche Yggthrasill]], Ankunft der Nornen XIX-XXI. | ||
* Erster Krieg um Besitzthum, Gullveigs Art und Wesen XXII-XXIV. | * Erster Krieg um Besitzthum, Gullveigs Art und Wesen XXII-XXIV. | ||
* Krieg der Asen und Wanen XXV-XXVI. | * Krieg der Asen und Wanen XXV-XXVI. | ||
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Nach einem kleinen Abstecher über die Schöpfung der Zwerge wird beschrieben, wie die ersten Menschen geschaffen wurden, und von den Nornen, dem personifizierten Schicksal, die sich an einer der Wurzeln des Weltbaumes, der Esche Yggdrasil befinden. | Nach einem kleinen Abstecher über die Schöpfung der Zwerge wird beschrieben, wie die ersten Menschen geschaffen wurden, und von den Nornen, dem personifizierten Schicksal, die sich an einer der Wurzeln des Weltbaumes, der Esche Yggdrasil befinden. | ||
Es folgt eine Beschreibung des ersten Krieges, bei dem sich die Götterfamilien der Asen und Wanen wegen des Mordes an der über seherische Fähigkeiten verfügenden Wanen - Magierin Gullveig (altnordisch Gold-Trank, Gold-Rausch, Gold-Stärke) bekämpften(Völuspa ( | Es folgt eine Beschreibung des ersten Krieges, bei dem sich die Götterfamilien der Asen und Wanen wegen des Mordes an der über seherische Fähigkeiten verfügenden Wanen - Magierin [[Gullveig]] (altnordisch Gold-Trank, Gold-Rausch, Gold-Stärke) bekämpften(Völuspa (25,26). Als Gullveig sich weigert, den Asen den Ursprung des Reichtums zu verraten, wird sie von [[Odin]] mit dem Speer durchbohrt und dreimal verbrannt. Sie ersteht aber mehrfach aus der Asche auf und wird mit Schimpf und Schande verjagt. <br> | ||
Die [[Snorri-Edda|Prosa-Edda]] ist diesbezüglich ausführlicher als die [[Lieder-Edda]]. | |||
Über | Über diesen Wanenkrieg berichten das Völuspá-Lied der Lieder-Edda und Snorris Prosa-Edda allerdings in unterschiedlicher Weise. | ||
* Der zweite Teil beginnt mit der Ermordung des gutherzigen Baldr durch seine blinden Bruder Hödur, der von Loki mit einer List dazu gebracht und in der Folge von Wali erschlagen wurde. Diese Untat ist nur der Beginn einer Reihe gewaltsamer Handlungen, die in der Ragnarök - Schlacht gipfeln, bei der Götter und Riesen einander töten. Ragnarök ist der Weltuntergang, bei dem die Erde ins Meer versinkt und die Welt zur vollständigen Finsternis des Chaos zurückkehrt. <br> | * Der zweite Teil beginnt mit der Ermordung des gutherzigen Baldr durch seine blinden Bruder Hödur, der von Loki mit einer List dazu gebracht und in der Folge von Wali erschlagen wurde. Diese Untat ist nur der Beginn einer Reihe gewaltsamer Handlungen, die in der Ragnarök - Schlacht gipfeln, bei der Götter und Riesen einander töten. Ragnarök ist der Weltuntergang, bei dem <em>die Erde ins Meer versinkt und die Welt zur vollständigen Finsternis des Chaos zurückkehrt</em>. <br> | ||
Es beginnt mit dem Fimbulwinter, einem dreijährigen Winter, der von Schnee und Eis geprägt ist und von Kriegen und Naturkatastrophen begleitet wird. Dann werden die Gleipnir-Fesseln des [[Hund#Nordeuropäische_Mythologie|Fenriswolfes]], die Fesseln der Midgard-Schlange und des Gottes Loki gebrochen, und sie kämpfen gegen die Asen-Götter, um die Sonne und sogar Odin zu verschlingen. Die Götter und die Riesen kämpfen in einer letzten Schlacht auf der Ebene Vigrid. Es sterben fast alle Götter und Riesen, und die Welt wird von Wasser bedeckt. Die Asen versammeln sich und Flammen und Rauch schießen zum Himmel. Dem wiedergeborenen Allvater Fimbultyr (evtl = Odin) gelingt es, eine neue Welt zu schaffen. Die überlebenden Götter und Menschen beginnen ein neues Leben. | Es beginnt mit dem Fimbulwinter, einem dreijährigen Winter, der von Schnee und Eis geprägt ist und von Kriegen und Naturkatastrophen begleitet wird. Dann werden die Gleipnir-Fesseln des [[Hund#Nordeuropäische_Mythologie|Fenriswolfes]], die Fesseln der Midgard-Schlange und des Gottes Loki gebrochen, und sie kämpfen gegen die Asen-Götter, um die Sonne und sogar Odin zu verschlingen. Die Götter und die Riesen kämpfen in einer letzten Schlacht auf der Ebene Vigrid. Es sterben fast alle Götter und Riesen, und die Welt wird von Wasser bedeckt. Die Asen versammeln sich und Flammen und Rauch schießen zum Himmel. Dem wiedergeborenen Allvater Fimbultyr (evtl = Odin) gelingt es, eine neue Welt zu schaffen. Die überlebenden Götter und Menschen beginnen ein neues Leben. | ||
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Es wird sich jedoch eine neue Welt aus den Wellen erheben, auf der Baldr und sein Töter Höðr, herrschen werden. Ein neues Goldenes Zeitalter für Götter und Menschen beginnt. | Es wird sich jedoch eine neue Welt aus den Wellen erheben, auf der Baldr und sein Töter Höðr, herrschen werden. Ein neues Goldenes Zeitalter für Götter und Menschen beginnt. | ||
* Aus esoterischer Sicht ähneln die beiden Kriege den Stufen | * Aus esoterischer Sicht ähneln die beiden Kriege den Stufen 10 (nach 3 Verbrennungsphasen) und 13(Erde- und Wasser - Phasen) des universellen Pfades. | ||
== Deutscher Text - Völuspâ - Der Seherin Ausspruch == | == Deutscher Text - Völuspâ - Der Seherin Ausspruch == | ||
1 - Allen Edeln | <poem> | ||
1 - Allen Edeln gebiet ich Andacht, hohen und niedern von Heimdalls Geschlecht; | |||
Ich will Walvaters | Ich will Walvaters Wirken künden, die ältesten Sagen, der ich mich entsinne. | ||
2 - [[Riesen]] acht ich | 2 - [[Riesen]] acht ich die Urgebornen, die mich vor Zeiten erzogen haben. | ||
[[Germanische_Kosmogonie#Neun_Reiche|Neun Welten]] kenn ich, neun Äste weiß ich an dem starken Stamm im Staub der Erde. | |||
Neun Welten kenn ich, | |||
3 - Einst war das Alter, | 3 - Einst war das Alter, da Ymir lebte: Da war nicht Sand nicht See, nicht salzge Wellen, | ||
Da war nicht Sand nicht See, nicht salzge Wellen, | nicht Erde fand sich noch Überhimmel, Gähnender Abgrund und Gras nirgend. | ||
Gähnender Abgrund und Gras nirgend. | |||
4 - Bis Börs Söhne | 4 - Bis Börs Söhne die Bälle erhuben, sie, die das mächtige Midgard schufen. | ||
Die Sonne von Süden schien auf die Felsen und dem Grund entgrünte grüner Lauch. | |||
Die Sonne von Süden | |||
5 - Die Sonne von Süden, | 5 - Die Sonne von Süden, des Mondes Gesellin, hielt mit der rechten Hand die Himmelrosse. | ||
Sonne wuste nicht wo sie Sitz hätte, Mond wuste nicht was er Macht hätte, | |||
Sonne wuste nicht | die Sterne wusten nicht wo sie Stätte hatten. | ||
Mond wuste nicht | |||
6 - Da gingen die Berather | 6 - Da gingen die Berather zu den Richterstühlen, hochheilge Götter hielten Rath. | ||
Der Nacht und dem Neumond gaben sie Namen, hießen Morgen und Mitte des Tags, | |||
Der Nacht und dem Neumond | Under und Abend, die Zeiten zu ordnen. | ||
Under und Abend, | |||
7 - Die Asen einten sich | 7 - Die Asen einten sich auf dem Idafelde, Hof und Heiligtum hoch sich zu wölben. | ||
Hof und Heiligtum | (Übten die KräfteAlles versuchend) erbauten Essen und schmiedeten Erz, schufen Zangen und schön Gezäh. | ||
(Übten die | |||
8 - Sie warfen im Hofe | 8 - Sie warfen im Hofe heiter mit Würfeln und darbten goldener Dinge noch nicht. | ||
Bis drei der Thursen-Töchter kamen reich an Macht, aus Riesenheim. | |||
Bis drei der Thursen-Töchter kamen | |||
9 - Da gingen die Berather | 9 - Da gingen die Berather zu den Richterstühlen, hochheilge Götter hielten Rat, | ||
wer schaffen sollte der [[Zwerg]]e Geschlecht aus Brimirs Blut und blauen Gliedern. | |||
10 - Da ward Modsognir | 10 - Da ward Modsognir der mächtigste dieser [[Zwerg]]e und Durin nach ihm. | ||
Noch manche machten sie menschengleich der Zwerge von Erde, wie Durin angab. | |||
Noch manche machten sie | |||
11 - Nyi und Nidi, | 11 - Nyi und Nidi, Nordri und Sudri, Austri und Westri, Althiofr, Dwalin, | ||
Austri und Westri, Althiofr, Dwalin, | Nar und Nain, Nipingr, Dain, Bifur, Bafur, Bömbur, Nori; Ann und Anarr, Ai, Miödwitnir. | ||
Nar und Nain, Nipingr, Dain, | |||
Bifur, Bafur, Bömbur, Nori; | |||
Ann und Anarr, | |||
12 - Weigr, Gandalfr, Windalfr, Thrain, | 12 - Weigr, Gandalfr, Windalfr, Thrain, Theckr und Thorin, Thror, Witr und Litr, | ||
Theckr und Thorin, Thror, Witr und Litr, | Nar und Nyradr. Nun sind diese Zwerge, Regin und Raswidr, richtig aufgezählt. | ||
Nar und Nyradr | |||
Regin und Raswidr, richtig aufgezählt. | |||
13 - Fili, Kili, Fundin, Nali, | 13 - Fili, Kili, Fundin, Nali, Hepti, Wili, Hannar und Swior, Billingr, Bruni, Bildr, Buri, | ||
Hepti, Wili, Hannar und Swior, | Frar, Hornbori, Frägr und Loni, Aurwangr, Jari, Eikinskjaldi. | ||
Billingr, Bruni, Bildr, Buri, | |||
Frar, Hornbori, Frägr und Loni, | |||
Aurwangr, Jari, Eikinskjaldi. | |||
14 - Zeit ists, die Zwerge von Dwalins Zunft | 14 - Zeit ists, die Zwerge von Dwalins Zunft den Leuten zu leiten bis Lofar hinauf, | ||
Die aus Gestein und Klüften strebten von Aurwangs Tiefen zum Erdenfeld. | |||
Die aus Gestein und Klüften strebten | |||
15 - Da war Draupnir und Dolgthrasir, | 15 - Da war Draupnir und Dolgthrasir, Har, Haugspori, Hläwangr, Gloi, | ||
Har, Haugspori, Hläwangr, Gloi, | Skirwir, Wirwir, Skafidr, Ai, Alfr und Yngwi, Eikinskjaldi. | ||
Skirwir, Wirwir, Skafidr, Ai, | |||
Alfr und Yngwi, Eikinskjaldi. | |||
16 - Fialar und Frosti, Finnar und Ginnar, | 16 - Fialar und Frosti, Finnar und Ginnar, Heri, Höggstari, Hliodolfr, Moin. | ||
Heri, Höggstari, Hliodolfr, Moin. | So lange Menschen leben auf Erden, wird zu Lofar hinauf ihr Geschlecht geleitet. | ||
So lange Menschen leben auf Erden, | |||
17 - Gingen da dreie aus dieser Versammlung, | 17 - Gingen da dreie aus dieser Versammlung, mächtige, milde Asen zumal, | ||
Fanden am Ufer unmächtig Ask und Embla und ohne Bestimmung. | |||
Fanden am Ufer unmächtig | |||
Ask und Embla und ohne Bestimmung. | |||
18 - Besaßen nicht Seele, und Sinn noch nicht, | 18 - Besaßen nicht Seele, und Sinn noch nicht, nicht Blut noch Bewegung, noch blühende Farbe. | ||
Seele gab [[Odin|Odhin]], Hönir gab Sinn, Blut gab Lodur und blühende Farbe. | |||
Seele gab Odhin, Hönir gab Sinn, | |||
Blut gab Lodur | |||
19 - Eine Esche weiß ich, | 19 - Eine Esche weiß ich, heißt Yggdrasil, den hohen [[Baum]] netzt weißer Nebel; | ||
Davon kommt der Thau, der in die Thäler fällt. Immergrün steht er über Urds Brunnen. | |||
Davon kommt der Thau, | |||
Immergrün steht er | |||
20 - Davon kommen Frauen, | 20 - Davon kommen Frauen, vielwissende, drei aus dem See, dort unterm Wipfel. | ||
Urd heißt die eine, die andre Werdandi : Sie schnitten Stäbe. Skuld hieß die dritte. | |||
Urd heißt die eine, | Sie legten Looße, das Leben bestimmten sie den Geschlechtern der Menschen, das Schicksal verkündend. | ||
Sie schnitten Stäbe | |||
Sie legten Looße, | |||
21 - Allein saß sie außen, | 21 - Allein saß sie außen, da der Alte kam, der grübelnde Ase, und ihr ins Auge sah. | ||
Warum fragt ihr mich? Was erforscht ihr mich? Alles weiß ich, [[Odin|Odhin]], wo du dein Auge bargst: | |||
Warum fragt ihr mich? | |||
Alles weiß ich, Odhin, | |||
22 - In der vielbekannten | 22 - In der vielbekannten Quelle Mimirs. [[Soma#Edda|Meth]] trinkt Mimir allmorgentlich | ||
[[ | aus Walvaters Pfand! Wißt ihr was das bedeutet? | ||
23 - Ihr gab Heervater | 23 - Ihr gab Heervater Halsband und Ringe für goldene Sprüche und spähenden Sinn. | ||
Denn weit und breit sah sie über die Welten all. | |||
Denn weit und breit sah sie | |||
24 - Ich sah Walküren | 24 - Ich sah [[Walküren]] weither kommen, bereit zu reiten zum Rath der Götter. | ||
Skuld hielt den Schild, Skögul war die andre, Gunn, Hilde, Göndul und Geirskögul. | |||
Skuld hielt den Schild, | Hier nun habt ihr Herians('Heerführer') Mädchen, die als Walküren die Welt durchreiten. | ||
Gunn, Hilde, Göndul | |||
Hier nun habt ihr | |||
25 - Da wurde Mord | 25 - Da wurde Mord in der Welt zuerst, da sie mit Geeren <em> Gulweig </em>(die Goldkraft) stießen, | ||
in des Hohen Halle die helle brannten. | |||
Dreimal verbrannt ist sie dreimal geboren, oft, unselten, doch ist sie am Leben. | |||
Dreimal verbrannt | |||
26 - Heid hieß man sie | 26 - Heid hieß man sie wohin sie kam, wohlredende Wala zähmte sie Wölfe. | ||
Sudkunst konnte sie, Seelenheil raubte sie, übler Leute Liebling allezeit. | |||
Sudkunst konnte sie, | |||
27 - Da gingen die Berather | 27 - Da gingen die Berather zu den Richterstühlen, hochheilge Götter hielten Rath, | ||
Ob die Asen sollten Untreue strafen, oder alle Götter Sühnopfer empfahn. | |||
Ob die Asen sollten | |||
28 - Gebrochen war | 28 - Gebrochen war der Burgwall den Asen, schlachtkundge Wanen stampften das Feld. | ||
Odhin schleuderte über das Volk den Spieß (Gungnir): Da wurde Mord in der Welt zuerst. | |||
Odhin schleuderte | |||
Da wurde Mord | |||
29 - Da gingen die Berather | 29 - Da gingen die Berather zu den Richterstühlen, hochheilge Götter hielten Rath, | ||
Wer mit Frevel hätte die Luft erfüllt, oder dem Riesenvolk Odhurs Braut gegeben? | |||
Wer mit Frevel hätte | |||
30 - Von Zorn bezwungen | 30 - Von Zorn bezwungen zögerte Thôr nicht. Er säumt selten wo er Solches vernimmt: | ||
Er säumt selten | Da schwanden die Eide, Wort und Schwüre, alle festen Verträge jüngst trefflich erdacht. | ||
Da schwanden die Eide, | |||
31 - Ich weiß Heimdalls | 31 - Ich weiß Heimdalls Horn verborgen unter dem himmelhohen heiligen [[Baum]]. | ||
Einen Strom seh ich stürzen mit starkem Fall aus Walvaters Pfand: Wißt ihr was das bedeutet? | |||
Einen Strom seh ich stürzen | |||
32 - Östlich saß die Alte im Eisengebüsch | 32 - Östlich saß die Alte im Eisengebüsch und fütterte dort Fenrirs Geschlecht. | ||
Von ihnen allen wird eins das schlimmste: Des Mondes Mörder übermenschlicher Gestalt. | |||
Von ihnen allen wird eins das schlimmste: | |||
Des Mondes Mörder übermenschlicher Gestalt. | |||
33 - Ihn mästet das Mark | 33 - Ihn mästet das Mark gefällter Männer, der Seligen Saal besudelt das Blut. | ||
Der Sonne Schein dunkelt in kommenden Sommern, alle Wetter wüthen: Wißt ihr was das bedeutet? | |||
Der Sonne Schein dunkelt | |||
34 - Da saß am Hügel | 34 - Da saß am Hügel und schlug die Harfe der Riesin Hüter, der heitre Egdir. | ||
Vor ihm sang im Vogelwalde der hochrothe Hahn, geheißen Fialar. | |||
Vor ihm sang | |||
35 - Den Göttern gellend sang Gullinkambi, | 35 - Den Göttern gellend sang Gullinkambi, weckte die Helden beim Heervater, | ||
Unter der Erde singt ein andrer, der schwarzrothe Hahn in den Sälen Hels. | |||
Unter der Erde singt ein andrer, | |||
36 - Ich sah dem Baldur, dem blühenden Opfer, | 36 - Ich sah dem [[Odin#Baldur|Baldur]], dem blühenden Opfer, Odhins Sohne, Unheil drohen. | ||
Odhins Sohne, | Gewachsen war über die Wiesen hoch der zarte, zierliche Zweig der Mistel. | ||
Gewachsen war | |||
37 - Von der Mistel kam, | 37 - Von der Mistel kam, so dauchte mich häßlicher Harm, da Hödur schoß. | ||
(Baldurs Bruder war kaum geboren, als einnächtig Odhins Erbe zum Kampf ging. | |||
(Baldurs Bruder | |||
Die Hände nicht wusch er, | Die Hände nicht wusch er, das Haar nicht kämmt’ er, eh er zum Bühle trug [[Odin#Balder| Baldurs]] Tödter.) | ||
Doch Frigg beklagte in Fensal dort Walhalls Verlust: Wißt ihr was das bedeutet? | |||
Doch Frigg beklagte | |||
Walhalls Verlust: | |||
38 - In Ketten lag | 38 - In Ketten lag im Quellenwalde in Unholdgestalt der arge Loki. | ||
Da sitzt auch Sigyn unsanfter Geberde, des Gatten waise: Wißt ihr was das bedeutet? | |||
Da sitzt auch Sigyn | |||
39 - Gewoben weiß da | 39 - Gewoben weiß da Wala Todesbande, und fest geflochten die Feßel aus Därmen. | ||
Viel weiß der Weise, weit seh ich voraus der Welt Untergang, der Asen Fall. | |||
Viel weiß der Weise, | Grässlich heult Garm vor der Gnupahöhle, die Feßel bricht und Freki rennt. | ||
Grässlich heult Garm | |||
40 - Ein Strom wälzt ostwärts | 40 - Ein Strom wälzt ostwärts durch Eiterthäler Schlamm und Schwerter, der Slidur heißt. | ||
Schlamm und Schwerter, | |||
41 - Nördlich stand | 41 - Nördlich stand an den Nidabergen ein Saal aus Gold für Sindris Geschlecht. | ||
Ein andrer stand auf Okolnir des [[Riesen]] Biersaal, Brimir genannt. | |||
Ein andrer stand | |||
42 - Einen Saal seh ich, | 42 - Einen Saal seh ich, der Sonne fern in Nastrand, die Thüren sind nordwärts gekehrt. | ||
Gifttropfen fallen durch die Fenster nieder. Mit Schlangenrücken ist der Saal gedeckt. | |||
Gifttropfen fallen | |||
Mit Schlangenrücken | |||
43 - Im starrenden Strome | 43 - Im starrenden Strome stehn da und waten Meuchelmörder und Meineidige | ||
Meuchelmörder | (Und die Andrer Liebsten ins Ohr geraunt). Da saugt Nidhöggr die entseelten Leiber, | ||
(Und die Andrer Liebsten | Der Menschenwürger: Wißt ihr was das bedeutet? | ||
Da saugt Nidhöggr | |||
Der Menschenwürger: | |||
44 - Viel weiß der Weise, sieht weit voraus | 44 - Viel weiß der Weise, sieht weit voraus der Welt Untergang, der Asen Fall. | ||
45 - Brüder befehden sich | 45 - Brüder befehden sich und fällen einander, Geschwister sieht man die Sippe brechen. | ||
Geschwister sieht man | Der Grund erdröhnt, üble Disen fliegen. Der Eine schont des Andern nicht mehr. | ||
Der Grund erdröhnt, | |||
Der Eine schont | |||
46 - Unerhörtes eräugnet sich, | 46 - Unerhörtes eräugnet sich, großer Ehbruch. Beilalter, Schwertalter, wo Schilde krachen, | ||
Beilalter, Schwertalter, | Windzeit, Wolfszeit eh die Welt zerstürzt. | ||
Windzeit, Wolfszeit | |||
47 - Mimirs Söhne spielen, | 47 - Mimirs Söhne spielen, der Mittelstamm entzündet sich beim gellenden Ruf des Giallarhorns. | ||
Ins erhobne Horn bläst Heimdall laut, Odhin murmelt mit Mimirs Haupt. | |||
Ins erhobne Horn | |||
Odhin murmelt | |||
48 - Yggdrasil zittert, | 48 - Yggdrasil zittert, die Esche, doch steht sie. Es rauscht der alte Baum, da der Riese frei wird. | ||
Es rauscht der alte Baum, | (Sie bangen alle in den Banden Hels bevor sie Surturs Flamme verschlingt.) | ||
(Sie bangen alle | Grässlich heult Garm vor der Gnupahöhle, die Feßel bricht und Freki rennt. | ||
Grässlich heult Garm | |||
49 - | 49 - Hrym fährt von Osten und hebt den Schild, Jörmungandr wälzt sich im Jötunmuthe. | ||
Jörmungandr wälzt sich im Jötunmuthe. | Der Wurm schlägt die Flut, der Adler facht, Leichen zerreißt er. los wird Naglfar. | ||
Der Wurm schlägt die Flut, der Adler facht, | |||
Leichen zerreißt er | |||
50 - Der Kiel fährt von Osten, da kommen Muspels Söhne | 50 - Der Kiel fährt von Osten, da kommen Muspels Söhne über die See gesegelt; sie steuert Loki. | ||
Des Unthiers Abkunft ist all mit dem Wolf. Auch Bileists Bruder ist ihm verbündet. | |||
Des Unthiers Abkunft | |||
Auch Bileists Bruder | |||
51 - Surtur fährt von Süden mit flammendem Schwert, | 51 - Surtur fährt von Süden mit flammendem Schwert, von seiner Klinge scheint die Sonne der Götter. | ||
Steinberge stürzen, Riesinnen straucheln. Zu Hel fahren Helden, der Himmel klafft. | |||
Steinberge stürzen, | |||
Zu Hel fahren Helden, | |||
52 - Was ist mit den Asen? | 52 - Was ist mit den Asen? Was ist mit den Alfen? All Jötunheim ächzt, die Asen versammeln sich. | ||
All Jötunheim ächzt, die Asen versammeln sich. | Die Zwerge stöhnen vor steinernen Thüren, der Bergwege Weiser: Wißt ihr was das bedeutet? | ||
Die Zwerge stöhnen vor steinernen Thüren, | |||
53 - Da hebt sich Hlins anderer Harm, | 53 - Da hebt sich Hlins anderer Harm, da Odin eilt zum Angriff des Wolfs. | ||
Belis Mörder35 mißt sich mit Surtur. Schon fällt Friggs einzige Freude. | |||
Belis Mörder35 mißt sich mit Surtur | |||
Schon fällt Friggs einzige Freude. | |||
54 - Nicht säumt Siegvaters erhabner Sohn | 54 - Nicht säumt Siegvaters erhabner Sohn mit dem Leichenwolf, Widar, zu fechten: | ||
Er stößt dem Hwedrungssohn den Stahl ins Herz durch gähnenden Rachen: so rächt er den Vater. | |||
Er stößt dem Hwedrungssohn den Stahl ins Herz | |||
55 - Da kommt geschritten Hlodyns schöner Erbe, | 55 - Da kommt geschritten Hlodyns schöner Erbe, wider den Wurm wendet sich [[Odin]]s Sohn. | ||
Muthig trifft ihn Midgards Segner. Doch fährt neun Fuß weit Fiörgyns Sohn, weg von der Natter, | |||
Muthig trifft ihn Midgards Segner. | die nichts erschreckte. Alle Wesen müßen die Weltstatt räumen. | ||
Doch fährt neun Fuß weit Fiörgyns Sohn | |||
Alle Wesen müßen | |||
56 - <em>Schwarz wird die Sonne, die Erde sinkt ins Meer,</em> | 56 - <em>Schwarz wird die Sonne, die Erde sinkt ins Meer,</em> vom Himmel schwinden die heitern Sterne. | ||
Glutwirbel umwühlen den allnährenden Weltbaum, die heiße Lohe beleckt den Himmel. | |||
Glutwirbel umwühlen | |||
57 - Da seh ich auftauchen zum andernmale | 57 - Da seh ich auftauchen zum andernmale aus dem Waßer die Erde und wieder grünen. | ||
Die Fluten fallen, darüber fliegt der Aar, der auf dem Felsen nach Fischen weidet. | |||
Die Fluten fallen, | |||
58 - Die Asen einen sich | 58 - Die Asen einen sich auf dem Idafelde, über den Weltumspanner zu sprechen, den großen. | ||
Uralter Sprüche sind sie da eingedenk, von Fimbultyr gefundner [[Rune]]n. | |||
Uralter Sprüche | |||
59 - Da werden sich wieder | 59 - Da werden sich wieder die wundersamen goldenen Bälle im Grase finden, | ||
die in Urzeiten die Asen hatten, der Fürst der Götter und Fiölnirs Geschlecht. | |||
60 - Da werden unbesät | 60 - Da werden unbesät die Äcker tragen, alles Böse beßert sich, Baldur kehrt wieder. | ||
In Heervaters Himmel wohnen Hödur und Baldur, die walweisen Götter. Wißt ihr was das bedeutet? | |||
In Heervaters Himmel | |||
61 - Da kann Hönir selbst sein Looß sich kiesen, | 61 - Da kann Hönir selbst sein Looß sich kiesen, und beider Brüder Söhne bebauen | ||
Das weite Windheim. Wißt ihr was das bedeutet? | Das weite Windheim. Wißt ihr was das bedeutet? | ||
62 - Einen Saal seh ich heller als die Sonne, | 62 - Einen Saal seh ich heller als die Sonne, mit Gold bedeckt auf Gimils Höhn: | ||
Da werden bewährte Leute wohnen und ohne Ende der Ehren genießen. | |||
Da werden bewährte Leute wohnen | |||
63 - Da reitet der Mächtige zum Rath der Götter, | 63 - Da reitet der Mächtige zum Rath der Götter, der Starke von Oben, der Alles steuert. | ||
Den Streit entscheidet er, schlichtet Zwiste, und ordnet ewige Satzungen an. | |||
Den Streit entscheidet er, schlichtet Zwiste, | |||
64 - Nun kommt der dunkle [[Drache]] geflogen, | 64 - Nun kommt der dunkle [[Drache]] geflogen, die Natter hernieder aus Nidafelsen. | ||
Das Feld überfliegend trägt er auf den Flügeln Nidhöggurs Leichen — und nieder senkt er sich. | |||
Das Feld überfliegend | </poem> | ||
Nidhöggurs Leichen — und nieder senkt er sich. | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
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* [https://archive.org/details/ragnarok.-die-sagen-vom-weltuntergang Rragnarök - die Sagen vom Weltuntergang] | * [https://archive.org/details/ragnarok.-die-sagen-vom-weltuntergang Rragnarök - die Sagen vom Weltuntergang] | ||
* Archive-Suche : [https://archive.org/search?query=v%C3%B6luspa Völuspa] | * Archive-Suche : [https://archive.org/search?query=v%C3%B6luspa Völuspa] | ||
* Wikisource : [https://de.wikisource.org/wiki/Die_Edda_(Simrock_1876) Die Edda ] - übersersetzt K. Simrock | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* [https://www.germanicmythology.com/PoeticEdda/Voluspa.html Völuspa - Editions] | * [https://www.germanicmythology.com/PoeticEdda/Voluspa.html Völuspa - Editions] | ||
* [https://www.germanicmythology.com/works/TM-ANGRBODA.html Themes in Norse Mythological Art] | * [https://www.germanicmythology.com/works/TM-ANGRBODA.html Themes in Norse Mythological Art] | ||
[[Kategorie: | * [https://geschichte-wissen.de/blog/die-nordische-mythologie-teil-2/ Nordische Mythologie] | ||
* [https://sacred-texts.com/neu/poe/poe03.htm THE POETIC EDDA ], VOLUME I - LAYS OF THE GODS - VOLUSPO - The Wise-Woman's Prophecy | |||
[[Kategorie:Nordische Mythologie]] |
Aktuelle Version vom 24. April 2024, 18:01 Uhr
Die Völuspá (altnord. Vǫluspá : Weissagung der Seherin) gilt als das bedeutendste Gedicht des nordischen Mittelalters. Sie ist das Eröffnungslied der 16 Götterlieder der Lieder-Edda des Codex Regius und enthält 63 Strophen, während sich in der Hauksbók eine leicht abweichende Version mit 57 Strophen findet. Die Strophen bestehen aus Stabreimversen (Fornyrðislag). Als Entstehungszeit wird 10. Jahrhundert angenommen.
Das Gedicht, das wir heute als Völuspá kennen, ist zumeist eine Kombination aus zwei verschiedenen Versionen desselben Gedichts des Codex Regius und des Hauksbók. Beide Manuskripte enthalten einzigartige Zeilen und Verse und ordnen die vorhandenen Verse auf unterschiedliche Weise an. Eine weitere Verfeinerung erfolgt zumeist anhand von Snorri Sturluson in seiner Edda zitierter Verse. Die heute verfügbaren Übersetzungen von Voluspa sind alle von dieser gemischten Natur.
Inhalt
Der unbekannte Dichter der Völuspá greift hier auf alte nordische Mythen zurück.
- Eingang I - II.
- Erschaffung der Erde III — IV.
- Erschaffung des Himmels V-VI.
- Erschaffung der Zwerge VII -XV.
- Der Menschen XVI-XVIII.
- Beschreibung der Esche Yggthrasill, Ankunft der Nornen XIX-XXI.
- Erster Krieg um Besitzthum, Gullveigs Art und Wesen XXII-XXIV.
- Krieg der Asen und Wanen XXV-XXVI.
- Hader wegen Burgbau in Asgard, Loki's böser Rath, Trauer der Asen über Freyias Verlust XXVII XXVIII.
- Odins Fahrt zum Mimir XXIX XXXII.
- Aufenthaltsort der unblutig verstorbenen guten Menschen XXXIII.
- Der bösen XXXIV. Auftritt der Valkyrior, Balldurs Tod, Fryggs Trauer, Balldurs Rache XXXV — XXXIX.
- Lokis Strafe XL.
- Erziehung der Nachkommen Fenrirs, ihre Art XLI-XLIII.
- Helden in Valhaull XLIV.
- Anfang des Weltuntergangs, Schlechtigkeit der Menschen XLV-XLVI.
- Heimdallur bläst Lärm, Odins Ungewissheit und Berathung Mimirs, Yggthrasill erbebt XLVII-XLVIII
- Ankunft der Feinde der Götter, Angst der Zwerge und Alfen XLIX-LII.
- Kampf der Götter und ihrer Feinde LIII LVI.
- Untergang der Erde, Zerstörung des Himmels LVII-LVIII.
- Wiederkunft der erneuten Erde; die übriggebliebenen Asen finden sich wieder zusammen und berathen sich LIX-LXI.
- Fruchtbarkeit der neuemporgetauchten Erde; Schuldlosigkeit ihrer Bewohner bei ihrem Glücke, Balldur und Haudr herrschen hinfort; Hänir kehrt zu den Vanen zurück; die Söhne der Nachkommen Thors bewohnen die neue Erde LXII-LXIII.
- Im ersten Teil erzählt die Seherin erzählt zuerst von der Schöpfung, vom Anfang der Zeit in der mythischen Leere Ginnungagap, vom Entstehen der Welt und wie es den Asen gelang, Ordnung in das Universum zu bringen.
Nach einem kleinen Abstecher über die Schöpfung der Zwerge wird beschrieben, wie die ersten Menschen geschaffen wurden, und von den Nornen, dem personifizierten Schicksal, die sich an einer der Wurzeln des Weltbaumes, der Esche Yggdrasil befinden.
Es folgt eine Beschreibung des ersten Krieges, bei dem sich die Götterfamilien der Asen und Wanen wegen des Mordes an der über seherische Fähigkeiten verfügenden Wanen - Magierin Gullveig (altnordisch Gold-Trank, Gold-Rausch, Gold-Stärke) bekämpften(Völuspa (25,26). Als Gullveig sich weigert, den Asen den Ursprung des Reichtums zu verraten, wird sie von Odin mit dem Speer durchbohrt und dreimal verbrannt. Sie ersteht aber mehrfach aus der Asche auf und wird mit Schimpf und Schande verjagt.
Die Prosa-Edda ist diesbezüglich ausführlicher als die Lieder-Edda.
Über diesen Wanenkrieg berichten das Völuspá-Lied der Lieder-Edda und Snorris Prosa-Edda allerdings in unterschiedlicher Weise.
- Der zweite Teil beginnt mit der Ermordung des gutherzigen Baldr durch seine blinden Bruder Hödur, der von Loki mit einer List dazu gebracht und in der Folge von Wali erschlagen wurde. Diese Untat ist nur der Beginn einer Reihe gewaltsamer Handlungen, die in der Ragnarök - Schlacht gipfeln, bei der Götter und Riesen einander töten. Ragnarök ist der Weltuntergang, bei dem die Erde ins Meer versinkt und die Welt zur vollständigen Finsternis des Chaos zurückkehrt.
Es beginnt mit dem Fimbulwinter, einem dreijährigen Winter, der von Schnee und Eis geprägt ist und von Kriegen und Naturkatastrophen begleitet wird. Dann werden die Gleipnir-Fesseln des Fenriswolfes, die Fesseln der Midgard-Schlange und des Gottes Loki gebrochen, und sie kämpfen gegen die Asen-Götter, um die Sonne und sogar Odin zu verschlingen. Die Götter und die Riesen kämpfen in einer letzten Schlacht auf der Ebene Vigrid. Es sterben fast alle Götter und Riesen, und die Welt wird von Wasser bedeckt. Die Asen versammeln sich und Flammen und Rauch schießen zum Himmel. Dem wiedergeborenen Allvater Fimbultyr (evtl = Odin) gelingt es, eine neue Welt zu schaffen. Die überlebenden Götter und Menschen beginnen ein neues Leben.
Es wird sich jedoch eine neue Welt aus den Wellen erheben, auf der Baldr und sein Töter Höðr, herrschen werden. Ein neues Goldenes Zeitalter für Götter und Menschen beginnt.
- Aus esoterischer Sicht ähneln die beiden Kriege den Stufen 10 (nach 3 Verbrennungsphasen) und 13(Erde- und Wasser - Phasen) des universellen Pfades.
Deutscher Text - Völuspâ - Der Seherin Ausspruch
1 - Allen Edeln gebiet ich Andacht, hohen und niedern von Heimdalls Geschlecht;
Ich will Walvaters Wirken künden, die ältesten Sagen, der ich mich entsinne.
2 - Riesen acht ich die Urgebornen, die mich vor Zeiten erzogen haben.
Neun Welten kenn ich, neun Äste weiß ich an dem starken Stamm im Staub der Erde.
3 - Einst war das Alter, da Ymir lebte: Da war nicht Sand nicht See, nicht salzge Wellen,
nicht Erde fand sich noch Überhimmel, Gähnender Abgrund und Gras nirgend.
4 - Bis Börs Söhne die Bälle erhuben, sie, die das mächtige Midgard schufen.
Die Sonne von Süden schien auf die Felsen und dem Grund entgrünte grüner Lauch.
5 - Die Sonne von Süden, des Mondes Gesellin, hielt mit der rechten Hand die Himmelrosse.
Sonne wuste nicht wo sie Sitz hätte, Mond wuste nicht was er Macht hätte,
die Sterne wusten nicht wo sie Stätte hatten.
6 - Da gingen die Berather zu den Richterstühlen, hochheilge Götter hielten Rath.
Der Nacht und dem Neumond gaben sie Namen, hießen Morgen und Mitte des Tags,
Under und Abend, die Zeiten zu ordnen.
7 - Die Asen einten sich auf dem Idafelde, Hof und Heiligtum hoch sich zu wölben.
(Übten die KräfteAlles versuchend) erbauten Essen und schmiedeten Erz, schufen Zangen und schön Gezäh.
8 - Sie warfen im Hofe heiter mit Würfeln und darbten goldener Dinge noch nicht.
Bis drei der Thursen-Töchter kamen reich an Macht, aus Riesenheim.
9 - Da gingen die Berather zu den Richterstühlen, hochheilge Götter hielten Rat,
wer schaffen sollte der Zwerge Geschlecht aus Brimirs Blut und blauen Gliedern.
10 - Da ward Modsognir der mächtigste dieser Zwerge und Durin nach ihm.
Noch manche machten sie menschengleich der Zwerge von Erde, wie Durin angab.
11 - Nyi und Nidi, Nordri und Sudri, Austri und Westri, Althiofr, Dwalin,
Nar und Nain, Nipingr, Dain, Bifur, Bafur, Bömbur, Nori; Ann und Anarr, Ai, Miödwitnir.
12 - Weigr, Gandalfr, Windalfr, Thrain, Theckr und Thorin, Thror, Witr und Litr,
Nar und Nyradr. Nun sind diese Zwerge, Regin und Raswidr, richtig aufgezählt.
13 - Fili, Kili, Fundin, Nali, Hepti, Wili, Hannar und Swior, Billingr, Bruni, Bildr, Buri,
Frar, Hornbori, Frägr und Loni, Aurwangr, Jari, Eikinskjaldi.
14 - Zeit ists, die Zwerge von Dwalins Zunft den Leuten zu leiten bis Lofar hinauf,
Die aus Gestein und Klüften strebten von Aurwangs Tiefen zum Erdenfeld.
15 - Da war Draupnir und Dolgthrasir, Har, Haugspori, Hläwangr, Gloi,
Skirwir, Wirwir, Skafidr, Ai, Alfr und Yngwi, Eikinskjaldi.
16 - Fialar und Frosti, Finnar und Ginnar, Heri, Höggstari, Hliodolfr, Moin.
So lange Menschen leben auf Erden, wird zu Lofar hinauf ihr Geschlecht geleitet.
17 - Gingen da dreie aus dieser Versammlung, mächtige, milde Asen zumal,
Fanden am Ufer unmächtig Ask und Embla und ohne Bestimmung.
18 - Besaßen nicht Seele, und Sinn noch nicht, nicht Blut noch Bewegung, noch blühende Farbe.
Seele gab Odhin, Hönir gab Sinn, Blut gab Lodur und blühende Farbe.
19 - Eine Esche weiß ich, heißt Yggdrasil, den hohen Baum netzt weißer Nebel;
Davon kommt der Thau, der in die Thäler fällt. Immergrün steht er über Urds Brunnen.
20 - Davon kommen Frauen, vielwissende, drei aus dem See, dort unterm Wipfel.
Urd heißt die eine, die andre Werdandi : Sie schnitten Stäbe. Skuld hieß die dritte.
Sie legten Looße, das Leben bestimmten sie den Geschlechtern der Menschen, das Schicksal verkündend.
21 - Allein saß sie außen, da der Alte kam, der grübelnde Ase, und ihr ins Auge sah.
Warum fragt ihr mich? Was erforscht ihr mich? Alles weiß ich, Odhin, wo du dein Auge bargst:
22 - In der vielbekannten Quelle Mimirs. Meth trinkt Mimir allmorgentlich
aus Walvaters Pfand! Wißt ihr was das bedeutet?
23 - Ihr gab Heervater Halsband und Ringe für goldene Sprüche und spähenden Sinn.
Denn weit und breit sah sie über die Welten all.
24 - Ich sah Walküren weither kommen, bereit zu reiten zum Rath der Götter.
Skuld hielt den Schild, Skögul war die andre, Gunn, Hilde, Göndul und Geirskögul.
Hier nun habt ihr Herians('Heerführer') Mädchen, die als Walküren die Welt durchreiten.
25 - Da wurde Mord in der Welt zuerst, da sie mit Geeren Gulweig (die Goldkraft) stießen,
in des Hohen Halle die helle brannten.
Dreimal verbrannt ist sie dreimal geboren, oft, unselten, doch ist sie am Leben.
26 - Heid hieß man sie wohin sie kam, wohlredende Wala zähmte sie Wölfe.
Sudkunst konnte sie, Seelenheil raubte sie, übler Leute Liebling allezeit.
27 - Da gingen die Berather zu den Richterstühlen, hochheilge Götter hielten Rath,
Ob die Asen sollten Untreue strafen, oder alle Götter Sühnopfer empfahn.
28 - Gebrochen war der Burgwall den Asen, schlachtkundge Wanen stampften das Feld.
Odhin schleuderte über das Volk den Spieß (Gungnir): Da wurde Mord in der Welt zuerst.
29 - Da gingen die Berather zu den Richterstühlen, hochheilge Götter hielten Rath,
Wer mit Frevel hätte die Luft erfüllt, oder dem Riesenvolk Odhurs Braut gegeben?
30 - Von Zorn bezwungen zögerte Thôr nicht. Er säumt selten wo er Solches vernimmt:
Da schwanden die Eide, Wort und Schwüre, alle festen Verträge jüngst trefflich erdacht.
31 - Ich weiß Heimdalls Horn verborgen unter dem himmelhohen heiligen Baum.
Einen Strom seh ich stürzen mit starkem Fall aus Walvaters Pfand: Wißt ihr was das bedeutet?
32 - Östlich saß die Alte im Eisengebüsch und fütterte dort Fenrirs Geschlecht.
Von ihnen allen wird eins das schlimmste: Des Mondes Mörder übermenschlicher Gestalt.
33 - Ihn mästet das Mark gefällter Männer, der Seligen Saal besudelt das Blut.
Der Sonne Schein dunkelt in kommenden Sommern, alle Wetter wüthen: Wißt ihr was das bedeutet?
34 - Da saß am Hügel und schlug die Harfe der Riesin Hüter, der heitre Egdir.
Vor ihm sang im Vogelwalde der hochrothe Hahn, geheißen Fialar.
35 - Den Göttern gellend sang Gullinkambi, weckte die Helden beim Heervater,
Unter der Erde singt ein andrer, der schwarzrothe Hahn in den Sälen Hels.
36 - Ich sah dem Baldur, dem blühenden Opfer, Odhins Sohne, Unheil drohen.
Gewachsen war über die Wiesen hoch der zarte, zierliche Zweig der Mistel.
37 - Von der Mistel kam, so dauchte mich häßlicher Harm, da Hödur schoß.
(Baldurs Bruder war kaum geboren, als einnächtig Odhins Erbe zum Kampf ging.
Die Hände nicht wusch er, das Haar nicht kämmt’ er, eh er zum Bühle trug Baldurs Tödter.)
Doch Frigg beklagte in Fensal dort Walhalls Verlust: Wißt ihr was das bedeutet?
38 - In Ketten lag im Quellenwalde in Unholdgestalt der arge Loki.
Da sitzt auch Sigyn unsanfter Geberde, des Gatten waise: Wißt ihr was das bedeutet?
39 - Gewoben weiß da Wala Todesbande, und fest geflochten die Feßel aus Därmen.
Viel weiß der Weise, weit seh ich voraus der Welt Untergang, der Asen Fall.
Grässlich heult Garm vor der Gnupahöhle, die Feßel bricht und Freki rennt.
40 - Ein Strom wälzt ostwärts durch Eiterthäler Schlamm und Schwerter, der Slidur heißt.
41 - Nördlich stand an den Nidabergen ein Saal aus Gold für Sindris Geschlecht.
Ein andrer stand auf Okolnir des Riesen Biersaal, Brimir genannt.
42 - Einen Saal seh ich, der Sonne fern in Nastrand, die Thüren sind nordwärts gekehrt.
Gifttropfen fallen durch die Fenster nieder. Mit Schlangenrücken ist der Saal gedeckt.
43 - Im starrenden Strome stehn da und waten Meuchelmörder und Meineidige
(Und die Andrer Liebsten ins Ohr geraunt). Da saugt Nidhöggr die entseelten Leiber,
Der Menschenwürger: Wißt ihr was das bedeutet?
44 - Viel weiß der Weise, sieht weit voraus der Welt Untergang, der Asen Fall.
45 - Brüder befehden sich und fällen einander, Geschwister sieht man die Sippe brechen.
Der Grund erdröhnt, üble Disen fliegen. Der Eine schont des Andern nicht mehr.
46 - Unerhörtes eräugnet sich, großer Ehbruch. Beilalter, Schwertalter, wo Schilde krachen,
Windzeit, Wolfszeit eh die Welt zerstürzt.
47 - Mimirs Söhne spielen, der Mittelstamm entzündet sich beim gellenden Ruf des Giallarhorns.
Ins erhobne Horn bläst Heimdall laut, Odhin murmelt mit Mimirs Haupt.
48 - Yggdrasil zittert, die Esche, doch steht sie. Es rauscht der alte Baum, da der Riese frei wird.
(Sie bangen alle in den Banden Hels bevor sie Surturs Flamme verschlingt.)
Grässlich heult Garm vor der Gnupahöhle, die Feßel bricht und Freki rennt.
49 - Hrym fährt von Osten und hebt den Schild, Jörmungandr wälzt sich im Jötunmuthe.
Der Wurm schlägt die Flut, der Adler facht, Leichen zerreißt er. los wird Naglfar.
50 - Der Kiel fährt von Osten, da kommen Muspels Söhne über die See gesegelt; sie steuert Loki.
Des Unthiers Abkunft ist all mit dem Wolf. Auch Bileists Bruder ist ihm verbündet.
51 - Surtur fährt von Süden mit flammendem Schwert, von seiner Klinge scheint die Sonne der Götter.
Steinberge stürzen, Riesinnen straucheln. Zu Hel fahren Helden, der Himmel klafft.
52 - Was ist mit den Asen? Was ist mit den Alfen? All Jötunheim ächzt, die Asen versammeln sich.
Die Zwerge stöhnen vor steinernen Thüren, der Bergwege Weiser: Wißt ihr was das bedeutet?
53 - Da hebt sich Hlins anderer Harm, da Odin eilt zum Angriff des Wolfs.
Belis Mörder35 mißt sich mit Surtur. Schon fällt Friggs einzige Freude.
54 - Nicht säumt Siegvaters erhabner Sohn mit dem Leichenwolf, Widar, zu fechten:
Er stößt dem Hwedrungssohn den Stahl ins Herz durch gähnenden Rachen: so rächt er den Vater.
55 - Da kommt geschritten Hlodyns schöner Erbe, wider den Wurm wendet sich Odins Sohn.
Muthig trifft ihn Midgards Segner. Doch fährt neun Fuß weit Fiörgyns Sohn, weg von der Natter,
die nichts erschreckte. Alle Wesen müßen die Weltstatt räumen.
56 - Schwarz wird die Sonne, die Erde sinkt ins Meer, vom Himmel schwinden die heitern Sterne.
Glutwirbel umwühlen den allnährenden Weltbaum, die heiße Lohe beleckt den Himmel.
57 - Da seh ich auftauchen zum andernmale aus dem Waßer die Erde und wieder grünen.
Die Fluten fallen, darüber fliegt der Aar, der auf dem Felsen nach Fischen weidet.
58 - Die Asen einen sich auf dem Idafelde, über den Weltumspanner zu sprechen, den großen.
Uralter Sprüche sind sie da eingedenk, von Fimbultyr gefundner Runen.
59 - Da werden sich wieder die wundersamen goldenen Bälle im Grase finden,
die in Urzeiten die Asen hatten, der Fürst der Götter und Fiölnirs Geschlecht.
60 - Da werden unbesät die Äcker tragen, alles Böse beßert sich, Baldur kehrt wieder.
In Heervaters Himmel wohnen Hödur und Baldur, die walweisen Götter. Wißt ihr was das bedeutet?
61 - Da kann Hönir selbst sein Looß sich kiesen, und beider Brüder Söhne bebauen
Das weite Windheim. Wißt ihr was das bedeutet?
62 - Einen Saal seh ich heller als die Sonne, mit Gold bedeckt auf Gimils Höhn:
Da werden bewährte Leute wohnen und ohne Ende der Ehren genießen.
63 - Da reitet der Mächtige zum Rath der Götter, der Starke von Oben, der Alles steuert.
Den Streit entscheidet er, schlichtet Zwiste, und ordnet ewige Satzungen an.
64 - Nun kommt der dunkle Drache geflogen, die Natter hernieder aus Nidafelsen.
Das Feld überfliegend trägt er auf den Flügeln Nidhöggurs Leichen — und nieder senkt er sich.
Literatur
- Vaulu-spá , Ludwig Ettmüller, Weidmann, 1830 - 168 Seiten
- K. Simrock : Völuspa der Lieder-Edda (online)
- Alter der Völuspâ by Dietrich, Publication date 1849
- Rragnarök - die Sagen vom Weltuntergang
- Archive-Suche : Völuspa
- Wikisource : Die Edda - übersersetzt K. Simrock
Weblinks
- Völuspa - Editions
- Themes in Norse Mythological Art
- Nordische Mythologie
- THE POETIC EDDA , VOLUME I - LAYS OF THE GODS - VOLUSPO - The Wise-Woman's Prophecy