Chymische Hochzeit

Die Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459 ist ein Johann Valentin Andreae zugeschriebener Text, der zuerst 1616 als Buch erschien.

Chymische Hochzeit Einladung

Der Name 'Chymische Hochzeit' legt nahe, dass es sich um eine Initiationsgeschichte der spirituellen Alchemie mit rosenkreuzerischem Hintergrund handelt.

Inhalt

Die chymische Hochzeit spielt sich an sieben Tagen ab.

  1. Der Held der Chymischen Hochzeit ist eine Person namens Christian Rosencreutz. Er wird in seinem Häuschen am Berg von einer Jungfrau im blauen Kleid mit goldenen Sternen zur Hochzeit des Königs eingeladen. Sie übergibt Christian Rosencreutz einen Einladungsbrief. Auf dem Brief ist das Zeichen des Kreuzes zu sehen und der Spruch: In diesem Zeichen wirst du siegen('In hoc signo vinces').
  2. Am anderen Morgen rüstete Christian Rosencreutz sich zur Hochzeitsfeier. Er zog einen weißen Leinenrock an, umgürtete seine Lenden mit einem blutroten Band kreuzweise über die Schultern gebunden. Auf seinen Hut steckte er vier rote Rosen, damit er unter den anderen durch solche Zeichen eher bemerkt werden könnte. Er gelangte durch den Wald auf eine große Heide, wo drei große Zedern standen. Er findet eine Hinweistafel mit dem Satz Deus Lux solis. Auf einer anderen Tafel wird der Weg zur Hochzeit beschrieben. Es gibt aber vier Wege: Der erste Weg ist kurz und gefährlich. Der zweite ist länger und leicht zu finden. Man muß sich aber darauf wie von einem Magneten ziehen lassen. Der dritte Weg ist der Königsweg, den nur einer von 1000 beschreiten kann. Der vierte Weg ist für keinen Sterblichen bestimmt. Die Tafel enthält eine Warnung, umzukehren, wenn man gegen die Gesetze des Königs verstoße. Christian Rosencreutz rastet und beginnt zu essen. Er gibt einer weißen Taube etwas von seiner Speise ab, wobei ihr ein schwarzer Rabe zuvorkommt. Christian Rosencreutz eilt dem Raben nach und gelangt so auf den zweiten Weg, den Mittelweg der möglichen drei Wege. So bleiben ihm Salz und Wasser auf dem Weg. Schließlich kommt er an einen Berg und muß drei Portale durchschreiten. Am ersten Portal begegnet er einem Wächter im himmelblauem Kleid und sieht eine Tafel mit der Inschrift: Hinweg von hier, hinweg Uneingeweihte!(Procul hinc propter ite prophanes). Er muß seinen Einladungsbrief vorzeigen und nennt seinen vollen Namen. Dann muß er beim Türhüter ein Zeichen kaufen und tauscht sein Fläschlein mit Wasser gegen eine Tafel. Er erhält noch einen Brief für den zweiten Türhüter. Bei diesem liegt ein wilder Löwe(der alchemische 'rote Löwe'). Hier erhält er gegen das Salz ein Zeichen. An der dritten Pforte wird er mit den Worten empfangen: "Congratulor - ich begückwünsche dich" und "Condoleo - ich leide mit dir". Er nennt seinen Namen und erhält ein drittes Zeichen in Form eines Spruches. Da es inzwischen Abend geworden war, wird ihm mit Fackeln geleuchtet. Im Schloß angekommen wird ihm eine Tonsur geschnitten. In einem Saal trifft er auf die anderen Hochzeitsgäste. Das Abendessen verläuft mit viel Prahlereien. Schließlich verkündet ein Jungfrau mit einem schneeweißen Kleid, daß der König nicht mehr fern sei und daß alle hier Anwesenden schon lange auf diesen Moment vorbereitet wurden. Es wird dann eine Prüfung mit einer Waage angekündigt. Christian Rosencreutz läßt sich mit neun anderen Gästen mit Stricken binden, um so die morgige Prüfung bestehen zu können.
  3. Am dritten Tag stehen die Waage und der Prozeß des Wiegens im Zentrum des Geschehens. Es werden sieben Gewichte gebracht, die auf der einen Waagschale Platz finden. Die Teilnehmer werden in sieben Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe wird einem Gewicht zugeordnet. Die zu Wiegenden müssen schwer genug sein, um die Gewichte auszuhalten. Christian Rosencreutz besteht die Prüfung des Wiegens als Achter. Dabei ruft ein Knabe bei der Waage aus 'Der ists'! Christian Rosencreutz darf dann einen besonderen Platz an der Festtafel einnehmen. All diejenigen, die die Waageprüfung bestanden haben, erhalten das goldene Vlies mit einem fliegenden Löwen verliehen.
  4. Christian Rosencreutz verschläft das Frühstück. Er wird zu einem Brunnen geführt, an dem sich ein Löwe mit einer Tafel befindet, die dem Hermes Trismegistos gewidmet ist. Alle waschen sich im Brunnen und die Versammlung wird über 365 Stufen in einen Raum geführt, in dem sie das Königspaar vermuten. Der Vorhang wird aufgezogen und sie sehen drei Stühle, die kreisförmig angeordnet sind. Auf dem ersten Stuhl sitzt ein alter König mit grauem Bart und einer jungen und schönen Gemahlin. Auf dem zweiten Stuhl sitzen zwei junge Menschen mit Lorbeerkränzen und einer Krone über ihren Häuptern. Auf dem dritten Stuhl sitzt ein schwarzer König mittleren Alters mit einem feinen, alten Mütterlein mit Schleier. Vor der Königin steht ein Altar mit einem schwarzbesamteten Buch, einem elfenbeinenen Leuchter, einer Sphära oder Himmelskugel, einer Uhr, einem Brunnen mit blutrotem Wasser und einem Totenkopf mit weißer Schlange. Es findet ein Mahl mit schlüpfrig-scherzhaften Gesprächen und anschließendem Tanz statt. Eine Komödie in sieben Akten mit fünf Zwischenspielen wird angekündigt. In der Pause zwischen einem der Akte läßt man einen Löwen und einen Adler kämpfen: der Löwe siegt. Nach dem Abendessen wird ein Buch gebracht. Jeder muß sich dem König verschreiben und den Schweigetrunk nehmen. Ein Glöcklein läutet, und die nun ganz in Schwarz gekleideten Paare werden nach und nach enthauptet. Es werden sechs Särge hereingebracht. Ein schwarzer Mann mit einem Beil schlägt ihnen allen die Köpfe ab. Das Blut wird in einem Pokal aufgesammelt. Auch der schwarze Mann wird enthauptet. Die Jungfrau spricht zu ihnen: Dieser Leben stehet nun in eurer Hand, und wenn ihr mir folgt, soll ein solcher Tod viel mehr lebendigmachen. Sie gehen schlafen. Christian Rosencreutz sieht zufällig sieben Schiffe übers Wasser fahren, und über jedem Schiff schwebt eine Flamme, der Geist des Enthaupteten. Die sechs Särge und ein Kästlein werden auf die Schiffe verteilt und die sechs Flammen fahren mit den Schiffen über den See. Damit endet der vierte Tag.

Literatur

Weblinks