Atiyoga

Ati Yoga(Tib., shin tu rnal 'byor) oder Dzogchen (tib.: rdzogs pa chen po; kurz: rdzogs chen) „Die Große Vollkommenheit“, auch Mahāsaṅdhi genannt, wird von der tibetischen Nyingma-Schule ab Garab Dorje [1] und im Bön ab Shenrab Miwoche, wo es als als höchster der neun Wege oder Fahrzeuge gilt, als Essenz der Lehren Buddhas übertragen und nebenläufig auch in den Sakya-, Kagyu- und Gelug-Schulen. Es gehört als dritter der drei inneren Tantras zu den nichtdualen Tantras.

Der Atiyoga ist der natürliche primordiale Zustand oder der Rohzustand oder die ‘Große Vollkommenheit'. Er gehört zu den Hauptlehren der Nyingma - Linie.
Die Natur wird als Spiegel angesehen, der mit vollständiger Offenheit reflektiert aber von den Reflektionen nicht berührt wird. Eine Kristallkugel nimmt die Farbe des Materials in der Umgebung an, wird aber nicht verändert.

Das Wissen, welches von der spiegelgleichen Klarheit kommt, wird mit ‘Rigpa’ (tib.: Rig pa; skt.: Vidya) oder Wissen, welches sich aus der Anerkennung der eigenen Natur ergibt, bezeichnet.

In der Dzogchen-Tradition gibt es siebenundzwanzig Wurzel-Samayas von Körper, Rede und Geist und fünfundzwanzig Zweig-Samayas.[2]

Dzogchen

Überlieferung

Nach der Nyingma - Schule wurde es zuerst vom Dharmakaya - Urbuddha Samantabhadra an den Buddha Sambhogakaya Vajrasattva übertragen.

Die Dzogchen - Lehren, die vom Sambhogakaya Vairochana, Vimalamitra und Padmasambhava in Tibet verbreitet wurden, bestehen aus drei Klassen von Texten :

  • Semde (sems-sde)[3] Geist - Serie
  • Longde (klong-sde)[4] Raum - Serie
  • Mannagde (man-ngag gi sde)[5] Geheime Instruktionen

Als Wurzeltantra wird der zu den Siebzehn Tantras gehörige Hall des Tones - Tantra(tib. Dra Talgyur; Wyl. sgra thal 'gyur)[6] angesehen, der zum nirmanakaya führen soll.

Nach Namkhai Norbu[7] ist es der Weg der Selbstbefreiung, der jeden sein wahres Wesen jenseits der Dualität erkennen läßt. Die wahre Natur des Menschen sei klar, leuchtend und bewußt, ungetrübt von Gedanken und Emotionen“

Nach den Lehren des Dzogchenmeisters Longchenpa, der die Dzogchen - Lehren von Vimalamitra im 14. Jahrhundert in seiner Textsammlung 'Snying thig ya bzhi'[8] niederschrieb, ist die höchste Verwirklichung die Erlangung des Lichtes ursprünglicher Buddhaschaft, die spirituelle Ebene des Urbuddha Samantabhadra. Diese befinde sich jenseits des Lichtes des ursprünglichen Gewahrseins als das Licht des ursprünglichen Gewahrseins und Leerheit in Vereinigung. Aus diesem Licht entstehen dann durch dessen Manifestationsenergie die Lichtebenen von Leerheit und ursprünglichem Gewahrsein.

Als höchstes Resultat der Verwirklichung der Lehren des Dzogchen gilt der sogenannte Regenbogenkörper[9] als höchster kaya, bei dem nach der Überlieferung ein verstorbener Dzogchen-Meister seinen Körper über einen Zeitraum von einer Woche in Lichterscheinungen als die Essenz der Elemente seines Körpers auflöst

Praxis

Zur Verwirklichung ist neben persönlichen Voraussetzungen vorheriger Stufen eine Einführung durch einen verwirklichten Dzogchen-Meister notwendig.

Die Praxis ist ein nichtdualer Ansatz, der die ursprüngliche inhärente schweigende Buddhanatur oder innenwohnende Buddhaschaft erweckt.
Dzogchen war im achten Jahrhundert zuerst eine Meditationspraxis des Gottheiten-Yoga mit deren Visualisation und Mantrarezitation. Es entwickelte sich zu einem kontextualisierenden Gottheitenyoga mit Begriffen von Nichtkonzeptualität, Nichtdualität und spontaner Gegenwart des erleuchteten Zustandes.

Die Praxis beinhaltete ursprünglich auch psycho-physische long-dé - Energieübungen wie das sKu-mNyé (kuu mnye gesprochen)[10] von Khyungchen Aro Lingma (1886 – 1923) . sKu-mNyé bedeutet 'Massage des Energiekörpers', des rTsa rLung - Systems der Vajrayana - Tradition. Daneben wurde auch absolut nicht unterscheidende Kontemplation (Tib., ting-nge-'dzin; Skt., samadhi) praktiziert.
Das heutige Dzogchen ist ein System von Kontemplationstechniken und buddhistischen Meditationstechniken und tantrischen Praktiken.

Literatur

  • Der heilende Garuda - ein Stück Bön Tradition von Lopön Tenzin Namdak Rinpoche und Karin Gungal. Garuda Verlag, Schweiz. 1998
  • James Low: Aus dem Handgepäck eines tibetischen Yogi – Grundlegende Texte der Dzogchen Tradition. Theseus Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-89620-089-5
  • Marcia Binder Schmidt – Das große Dzogchen-Handbuch, Arbor Verlag, 2002, ISBN 3-936855-01-3
  • Der Ruf des Kuckucks, Rigpä Khujug, Diederichs Gelber Reihe 154 : Spiegel des Bewußtseins, Hugendubel, 1999
  • Manjushrimitra. Primordial Experience, An Introduction to Dzogchen Meditation. Shambhala Publications, Boston & London 2001, ISBN 1-57062-898-X
  • Chögyal Namkhai Norbu : Dzogchen der Weg des Lichts – Die Lehren von Sutra, Tantra und Ati-Yoga. Diederichs, 1998, ISBN 3-424-01462-1 (Windpferd Verlagsges. 2012 , ISBN 9783893856718).
  • Namkhai Norbu Der Zyklus von Tag und Nacht - Die praktischen Übungen des Atiyoga - Diederichs Gelbe Reihe
  • Chögyal Namkhai Norbu - Andy Lukianowicz(engl. Übersetzer): The Precious Vase - Instructions on the Base of Santi Maha Sangha, 1999[11]
  • Chögyal Namkhai Norbu: Yantra Yoga - The Tibetan Yoga of Movement, Snow Lion, 2008, ISBN 978-1-55939-308-9.
  • Early days of great perfection
  • Buddhism and Dzogchen PDF
  • Illuminating the Excellent Path to Omniscience( Dzogchen Longchen Nyingtik Ngöndro.)
  • Great perfection, h ird Dzogchen Rinpoche, ISBN-10: 1-55939-285-1 ISBN-13: 978-1-55939-285-3
  • Rigpawiki : Kulayaraja -Tantra - Das Haupttantra der Geisteskategorie im Dzogchen
  • Lamp for the Eye of Contemplation, The bSam-gtan mig-sgron by gNubs-chen sangs-rgyas ye-shes, Ch. Vielle
  • Wholeness Lost and Wholeness Regained: Forgotten Tales of Individuation , Herbert V. Guenther
  • Rabjam, Longchen: Buddha-Natur, Dzogchen in der Praxis. OPUS Verlag 2012, ISBN: 978-3-939699-04-0
  • Keithdowman :What is Dzogchen ?
  • Garchen Rinpoche: Die Drei Worte des Garab Dorje Die Essenz der Großen Vollendung Otter Verlag, 2015, ISBN 393352931X
  • Dalai Lama: Dzogchen. Die Herz-Essenz der Großen Vollkommenheit. Theseus Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89620-171-9.

Referenzen

Weblinks


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