Hrafnagaldr Odhins: Unterschied zwischen den Versionen
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== Odhins Rabenzauber == | == Odhins Rabenzauber == | ||
1 Allvater waltet, Alfen verstehn, | 1 Allvater waltet, Alfen verstehn, | ||
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Thursen erwarten, Walküren trachten. | Thursen erwarten, Walküren trachten. | ||
2 Die Asen ahnten übles Verhängnis, | 2 Die [[Germanische_Götter#Asen|Asen]] ahnten übles Verhängnis, | ||
verwirrt von widrigen Winken der Seherin. | verwirrt von widrigen Winken der Seherin. | ||
Urda sollte Odhrärir bewachen, | Urda sollte Odhrärir bewachen, | ||
wenn sie wüßte so großem Schaden zu wehren. | wenn sie wüßte so großem Schaden zu wehren. | ||
3 - Auf hub sich | 3 - Auf hub sich Hugin den Himmel zu suchen. | ||
Unheil fürchteten die Asen, verweil er. | Unheil fürchteten die [[Germanische_Götter#Asen|Asen]], verweil er. | ||
Thrains Ausspruch | Thrains Ausspruch ist schwerer Traum, | ||
dunkler Traum ist Dains Ausspruch. | dunkler Traum ist Dains Ausspruch. | ||
4 - Den Zwergen schwindet | 4 - Den Zwergen schwindet die Stärke. | ||
Neigen sich nieder | Die Himmel Neigen sich nieder zu Ginnungs Nähe. | ||
Alswidr läßt sie oftmals sinken, | Alswidr läßt sie oftmals sinken, | ||
oft die sinkenden hebt er aber empor. | oft die sinkenden hebt er aber empor. | ||
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11 - Der Weise fragte die Wächterin des Tranks, | 11 - Der Weise fragte die Wächterin des Tranks, | ||
Ob von den Asen und ihren Geschicken | Ob von den Asen und ihren Geschicken | ||
Unten im Hause | Unten im Hause der Hel sie wüsten, | ||
Anfang und Dauer | Anfang und Dauer und endlichen Tod. | ||
12 - Sie mochte nicht reden, | 12 - Sie mochte nicht reden, nicht melden konnte sie es: | ||
Wie begierig sie fragten, | Wie begierig sie fragten, sie gab keinen Laut. | ||
Zähren schoßen | Zähren schoßen aus den Spiegeln des Haupts, | ||
mühsam verhehlt, | mühsam verhehlt, und netzten die Hände. | ||
13 - Wie schlafbetäubt | 13 - Wie schlafbetäubt erschien den Göttern | ||
die Harmvolle, | die Harmvolle, die des Worts sich enthielt. | ||
Jemehr sie sich weigerte, | Jemehr sie sich weigerte, je mehr sie drängten : | ||
Doch mit allem Forschen | Doch mit allem Forschen erfragten sie nichts. | ||
14 - Da fuhr hinweg | 14 - Da fuhr hinweg der Vormann der Botschaft, | ||
Der Hüter von Herians | Der Hüter von Herians gellendem Horn. | ||
Den Sohn der Nal | Den Sohn der Nal nahm er zum Begleiter; | ||
Als Wächter der Schönen | Als Wächter der Schönen blieb Odhins Skalde. | ||
15 - Gen Wingolf kehrten | 15 - Gen Wingolf kehrten Widrirs Gesandte, | ||
Beide von Forniots | Beide von Forniots Freunden getragen. | ||
Eintraten sie itzt | Eintraten sie itzt und grüßten die Asen, | ||
Yggrs Gefährten | Yggrs Gefährten beim fröhlichen Mal. | ||
16 - Sie wünschten dem Odhin, | 16 - Sie wünschten dem Odhin, dem seligsten Asen, | ||
Lang auf dem Hochsitz | Lang auf dem Hochsitz der Lande zu walten; | ||
Den Göttern, beim Gastmal | Den Göttern, beim Gastmal vergnügt sich zu reihen, | ||
bei Allvater ewiger | bei Allvater ewiger Ehren genießend. | ||
17 - Nach Bölwerks Gebot | 17 - Nach Bölwerks Gebot auf die Bänke vertheilt, | ||
Von Sährimnir speisend | Von Sährimnir speisend saßen die Götter. | ||
Skögul schenkte | Skögul schenkte in Hnikars Schalen | ||
nen Meth und maß ihn aus Mimirs Horn. | nen Meth und maß ihn aus Mimirs Horn. | ||
18 - Mancherlei fragten | 18 - Mancherlei fragten über dem Male | ||
den Heimdal die Götter, | den Heimdal die Götter, die Göttinnen Loki, | ||
Ob Spruch und Spähung | Ob Spruch und Spähung gespendet die Jungfrau – | ||
bis Dunkel am Abend | bis Dunkel am Abend den Himmel deckte. | ||
19 - | 19 - | ||
Übel, sagten sie, | Übel, sagten sie, sei es ergangen, | ||
Erfolglos die Werbung, | Erfolglos die Werbung, und wenig erforscht. | ||
Nur mit List gewinnen | Nur mit List gewinnen ließe der Rath sich, | ||
Daß ihnen die Göttliche | Daß ihnen die Göttliche Auskunft gäbe. | ||
20 - Antwort gab Omi, | 20 - Antwort gab Omi, sie Alle hörten es: | ||
„Die Nacht ist zu nützen | „Die Nacht ist zu nützen zu neuem Entschluß. | ||
Bis Morgen bedenke , Wer es vermag | Bis Morgen bedenke, Wer es vermag | ||
glücklichen Rath | glücklichen Rath den Göttern zu finden.“ | ||
21 - Über die Wege | 21 - Über die Wege von Walis Mutter | ||
Nieder sank die Nahrung Fenrirs. | Nieder sank die Nahrung Fenrirs. | ||
Vom Gastmal schieden | Vom Gastmal schieden die Götter entlaßend | ||
Hroptr und Frigg, | Hroptr und Frigg, als Hrimfaxi auffuhr. | ||
22 - Da hebt sich von Osten | 22 - Da hebt sich von Osten aus den Eliwagar5 | ||
Des reifkalten | Des reifkalten [[Riesen]] dornige Ruthe, | ||
Mit der er in Schlaf | Mit der er in Schlaf die Völker schlägt, | ||
Die Midgard bewohnen, | Die Midgard bewohnen, vor Mitternacht. | ||
23 - Die Kräfte ermatten, ermüden die Arme, | 23 - Die Kräfte ermatten, ermüden die Arme, | ||
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die Sinne schwanken der ganzen Versammlung. | die Sinne schwanken der ganzen Versammlung. | ||
24 - Da trieb aus dem Thore | 24 - Da trieb aus dem Thore wieder der Tag | ||
Sein schön mit Gestein | Sein schön mit Gestein geschmücktes Ross; | ||
Weit über Mannheim | Weit über Mannheim glänzte die Mähne: | ||
Des Zwergs Überlisterin | Des Zwergs Überlisterin zog es im Wagen. | ||
25 - Am nördlichen Rand | 25 - Am nördlichen Rand der nährenden Erde | ||
Unter der Urbaums | Unter der Urbaums äußerste Wurzel | ||
gingen zur Ruhe | gingen zur Ruhe Gygien und Thursen, | ||
Gespenster, | Gespenster, [[Zwerg]]e und Schwarzalfen. | ||
26 - Auf standen die Herscher und die Alfenbestralerin; | 26 - Auf standen die Herscher und die Alfenbestralerin; | ||
Die Nacht sank nördlich | Die Nacht sank nördlich gen Nifelheim. | ||
Ulfrunas Sohn | Ulfrunas Sohn stieg Argiöl hinan, | ||
der Hornbläser, | der Hornbläser, zu den Himmelsbergen. | ||
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== Referenz == | == Referenz == | ||
* Wikisource : [https://de.wikisource.org/wiki/Die_Edda_(Simrock_1876) Die Edda ] - übersersetzt K. Simrock | * Wikisource : [https://de.wikisource.org/wiki/Die_Edda_(Simrock_1876) Die Edda ] - übersersetzt K. Simrock | ||
[[Kategorie:Nordische Mythologie]] |
Aktuelle Version vom 2. Juni 2024, 17:33 Uhr
Das Hrafnagaldr Ôdhins ist das vierte Lied der Lieder-Edda.
== Odhins Rabenzauber ==
1 Allvater waltet, Alfen verstehn,
Wanen wißen, Nornen weisen,
Iwidie nährt, Menschen dulden,
Thursen erwarten, Walküren trachten.
2 Die Asen ahnten übles Verhängnis,
verwirrt von widrigen Winken der Seherin.
Urda sollte Odhrärir bewachen,
wenn sie wüßte so großem Schaden zu wehren.
3 - Auf hub sich Hugin den Himmel zu suchen.
Unheil fürchteten die Asen, verweil er.
Thrains Ausspruch ist schwerer Traum,
dunkler Traum ist Dains Ausspruch.
4 - Den Zwergen schwindet die Stärke.
Die Himmel Neigen sich nieder zu Ginnungs Nähe.
Alswidr läßt sie oftmals sinken,
oft die sinkenden hebt er aber empor.
5 - Nirgend haftet Sonne noch Erde,
Es schwanken und stürzen die Ströme der Luft.
In Mimirs klarer Quelle versiecht
die Weisheit der Männer. Wißt ihr was das bedeutet?
6 Im Thale weilt die vorwissende Göttin
Hinab von Yggdrasils Esche gesunken,
Alfen-Geschlechtern Idun genannt,
die Jüngste von Iwalts ältern Kindern.
7 - Schwer erträgt sie dieses Niedersinken,
Unter des Laubbaums Stamm gebannt.
Nicht behagt es ihr bei Nörwis Tochter,
an heitere Wohnung gewöhnt so lange.
8 - Die Sieggötter sehen die Sorge Nannas
Um die niedre Wohnung: sie geben ihr ein Wolfsfell.
Damit bekleidet verkehrt sie den Sinn,
freut sich der Auskunft, erneut die Farbe.
9 - Wählte Widrir den Wächter der Brücke,
Den Giallarertöner, die Göttin zu fragen
Was sie wiße von den Weltgeschicken.
Ihn geleiten Loptr und Bragi.
10 - Weihlieder sangen, auf Wölfen ritten
Die Herscher und Hüter der Himmelswelt.
Odhin spähte von Hlidskialfs Sitz
und wandte weit hinweg die Zeugen.
11 - Der Weise fragte die Wächterin des Tranks,
Ob von den Asen und ihren Geschicken
Unten im Hause der Hel sie wüsten,
Anfang und Dauer und endlichen Tod.
12 - Sie mochte nicht reden, nicht melden konnte sie es:
Wie begierig sie fragten, sie gab keinen Laut.
Zähren schoßen aus den Spiegeln des Haupts,
mühsam verhehlt, und netzten die Hände.
13 - Wie schlafbetäubt erschien den Göttern
die Harmvolle, die des Worts sich enthielt.
Jemehr sie sich weigerte, je mehr sie drängten :
Doch mit allem Forschen erfragten sie nichts.
14 - Da fuhr hinweg der Vormann der Botschaft,
Der Hüter von Herians gellendem Horn.
Den Sohn der Nal nahm er zum Begleiter;
Als Wächter der Schönen blieb Odhins Skalde.
15 - Gen Wingolf kehrten Widrirs Gesandte,
Beide von Forniots Freunden getragen.
Eintraten sie itzt und grüßten die Asen,
Yggrs Gefährten beim fröhlichen Mal.
16 - Sie wünschten dem Odhin, dem seligsten Asen,
Lang auf dem Hochsitz der Lande zu walten;
Den Göttern, beim Gastmal vergnügt sich zu reihen,
bei Allvater ewiger Ehren genießend.
17 - Nach Bölwerks Gebot auf die Bänke vertheilt,
Von Sährimnir speisend saßen die Götter.
Skögul schenkte in Hnikars Schalen
nen Meth und maß ihn aus Mimirs Horn.
18 - Mancherlei fragten über dem Male
den Heimdal die Götter, die Göttinnen Loki,
Ob Spruch und Spähung gespendet die Jungfrau –
bis Dunkel am Abend den Himmel deckte.
19 -
Übel, sagten sie, sei es ergangen,
Erfolglos die Werbung, und wenig erforscht.
Nur mit List gewinnen ließe der Rath sich,
Daß ihnen die Göttliche Auskunft gäbe.
20 - Antwort gab Omi, sie Alle hörten es:
„Die Nacht ist zu nützen zu neuem Entschluß.
Bis Morgen bedenke, Wer es vermag
glücklichen Rath den Göttern zu finden.“
21 - Über die Wege von Walis Mutter
Nieder sank die Nahrung Fenrirs.
Vom Gastmal schieden die Götter entlaßend
Hroptr und Frigg, als Hrimfaxi auffuhr.
22 - Da hebt sich von Osten aus den Eliwagar5
Des reifkalten Riesen dornige Ruthe,
Mit der er in Schlaf die Völker schlägt,
Die Midgard bewohnen, vor Mitternacht.
23 - Die Kräfte ermatten, ermüden die Arme,
Schwindelnd wankt der weiße Schwertgott.
Ohnmacht befällt sie in der eisigen Nachtluft,
die Sinne schwanken der ganzen Versammlung.
24 - Da trieb aus dem Thore wieder der Tag
Sein schön mit Gestein geschmücktes Ross;
Weit über Mannheim glänzte die Mähne:
Des Zwergs Überlisterin zog es im Wagen.
25 - Am nördlichen Rand der nährenden Erde
Unter der Urbaums äußerste Wurzel
gingen zur Ruhe Gygien und Thursen,
Gespenster, Zwerge und Schwarzalfen.
26 - Auf standen die Herscher und die Alfenbestralerin;
Die Nacht sank nördlich gen Nifelheim.
Ulfrunas Sohn stieg Argiöl hinan,
der Hornbläser, zu den Himmelsbergen.
Referenz
- Wikisource : Die Edda - übersersetzt K. Simrock