Hrafnagaldr Odhins: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Spiritwiki

Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(3 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Das Hrafnagaldr Ôdhins ist das vierte Lied der [[Lieder-Edda]].
Das Hrafnagaldr Ôdhins ist das vierte Lied der [[Lieder-Edda]].
 
<poem>
==  Odhins Rabenzauber ==
==  Odhins Rabenzauber ==
1 Allvater waltet,  Alfen verstehn,
1 Allvater waltet,  Alfen verstehn,
Zeile 7: Zeile 7:
Thursen erwarten,  Walküren trachten.
Thursen erwarten,  Walküren trachten.


2 Die Asen ahnten  übles Verhängnis,
2 Die [[Germanische_Götter#Asen|Asen]] ahnten  übles Verhängnis,
verwirrt von widrigen  Winken der Seherin.
verwirrt von widrigen  Winken der Seherin.
Urda sollte  Odhrärir bewachen,
Urda sollte  Odhrärir bewachen,
wenn sie wüßte so großem  Schaden zu wehren.
wenn sie wüßte so großem  Schaden zu wehren.


3 - Auf hub sich Hugin38  den Himmel zu suchen;
3 - Auf hub sich Hugin  den Himmel zu suchen.
Unheil fürchteten  die Asen, verweil er.
Unheil fürchteten  die [[Germanische_Götter#Asen|Asen]], verweil er.
Thrains Ausspruch   ist schwerer Traum,
Thrains Ausspruch ist schwerer Traum,
dunkler Traum  ist Dains Ausspruch.
dunkler Traum  ist Dains Ausspruch.


4 - Den Zwergen schwindet   die Stärke. Die Himmel
4 - Den Zwergen schwindet die Stärke.  
Neigen sich nieder   zu Ginnungs Nähe.
Die Himmel Neigen sich nieder zu Ginnungs Nähe.
Alswidr läßt  sie oftmals sinken,
Alswidr läßt  sie oftmals sinken,
oft die sinkenden hebt er aber empor.
oft die sinkenden hebt er aber empor.
Zeile 54: Zeile 54:
11 - Der Weise fragte  die Wächterin des Tranks,
11 - Der Weise fragte  die Wächterin des Tranks,
Ob von den Asen  und ihren Geschicken
Ob von den Asen  und ihren Geschicken
Unten im Hause   der Hel sie wüsten,
Unten im Hause der Hel sie wüsten,
Anfang und Dauer   und endlichen Tod.
Anfang und Dauer und endlichen Tod.


12 - Sie mochte nicht reden,   nicht melden konnte sie es:
12 - Sie mochte nicht reden, nicht melden konnte sie es:
Wie begierig sie fragten,   sie gab keinen Laut.
Wie begierig sie fragten, sie gab keinen Laut.
Zähren schoßen   aus den Spiegeln des Haupts,
Zähren schoßen aus den Spiegeln des Haupts,
mühsam verhehlt,   und netzten die Hände.
mühsam verhehlt, und netzten die Hände.


13 - Wie schlafbetäubt   erschien den Göttern
13 - Wie schlafbetäubt erschien den Göttern
die Harmvolle,   die des Worts sich enthielt.
die Harmvolle, die des Worts sich enthielt.
Jemehr sie sich weigerte,   je mehr sie drängten :
Jemehr sie sich weigerte, je mehr sie drängten :
Doch mit allem Forschen   erfragten sie nichts.
Doch mit allem Forschen erfragten sie nichts.


14 - Da fuhr hinweg   der Vormann der Botschaft,
14 - Da fuhr hinweg der Vormann der Botschaft,
Der Hüter von Herians   gellendem Horn.
Der Hüter von Herians gellendem Horn.
Den Sohn der Nal   nahm er zum Begleiter;
Den Sohn der Nal nahm er zum Begleiter;
Als Wächter der Schönen   blieb Odhins Skalde.
Als Wächter der Schönen blieb Odhins Skalde.


15 - Gen Wingolf kehrten   Widrirs Gesandte,
15 - Gen Wingolf kehrten Widrirs Gesandte,
Beide von Forniots   Freunden getragen.
Beide von Forniots Freunden getragen.
Eintraten sie itzt   und grüßten die Asen,
Eintraten sie itzt und grüßten die Asen,
Yggrs Gefährten   beim fröhlichen Mal.
Yggrs Gefährten beim fröhlichen Mal.


16 - Sie wünschten dem Odhin,   dem seligsten Asen,
16 - Sie wünschten dem Odhin, dem seligsten Asen,
Lang auf dem Hochsitz   der Lande zu walten;
Lang auf dem Hochsitz der Lande zu walten;
Den Göttern, beim Gastmal   vergnügt sich zu reihen,
Den Göttern, beim Gastmal vergnügt sich zu reihen,
bei Allvater ewiger   Ehren genießend.
bei Allvater ewiger Ehren genießend.


17 - Nach Bölwerks Gebot   auf die Bänke vertheilt,
17 - Nach Bölwerks Gebot auf die Bänke vertheilt,
Von Sährimnir speisend   saßen die Götter.
Von Sährimnir speisend saßen die Götter.
Skögul schenkte   in Hnikars Schalen
Skögul schenkte in Hnikars Schalen
nen Meth und maß ihn aus Mimirs Horn.
nen Meth und maß ihn aus Mimirs Horn.


18 - Mancherlei fragten   über dem Male
18 - Mancherlei fragten über dem Male
den Heimdal die Götter,   die Göttinnen Loki,
den Heimdal die Götter, die Göttinnen Loki,
Ob Spruch und Spähung   gespendet die Jungfrau –
Ob Spruch und Spähung gespendet die Jungfrau –
bis Dunkel am Abend   den Himmel deckte.
bis Dunkel am Abend den Himmel deckte.


19 -
19 -
Übel, sagten sie,   sei es ergangen,
Übel, sagten sie, sei es ergangen,
Erfolglos die Werbung,   und wenig erforscht.
Erfolglos die Werbung, und wenig erforscht.
Nur mit List gewinnen   ließe der Rath sich,
Nur mit List gewinnen ließe der Rath sich,
Daß ihnen die Göttliche   Auskunft gäbe.
Daß ihnen die Göttliche Auskunft gäbe.


20 - Antwort gab Omi, sie Alle hörten es:
20 - Antwort gab Omi, sie Alle hörten es:
„Die Nacht ist zu nützen   zu neuem Entschluß.
„Die Nacht ist zu nützen zu neuem Entschluß.
Bis Morgen bedenke ,  Wer es vermag
Bis Morgen bedenke,  Wer es vermag
glücklichen Rath   den Göttern zu finden.“
glücklichen Rath den Göttern zu finden.“


21 - Über die Wege   von Walis Mutter
21 - Über die Wege von Walis Mutter
Nieder sank  die Nahrung Fenrirs.
Nieder sank  die Nahrung Fenrirs.
Vom Gastmal schieden   die Götter entlaßend
Vom Gastmal schieden die Götter entlaßend
Hroptr und Frigg,   als Hrimfaxi auffuhr.
Hroptr und Frigg, als Hrimfaxi auffuhr.


22 - Da hebt sich von Osten   aus den Eliwagar5
22 - Da hebt sich von Osten aus den Eliwagar5
Des reifkalten Riesen10  dornige Ruthe,
Des reifkalten [[Riesen]] dornige Ruthe,
Mit der er in Schlaf   die Völker schlägt,
Mit der er in Schlaf die Völker schlägt,
Die Midgard bewohnen,   vor Mitternacht.
Die Midgard bewohnen, vor Mitternacht.


23 - Die Kräfte ermatten,  ermüden die Arme,
23 - Die Kräfte ermatten,  ermüden die Arme,
Zeile 118: Zeile 118:
die Sinne schwanken  der ganzen Versammlung.
die Sinne schwanken  der ganzen Versammlung.


24 - Da trieb aus dem Thore   wieder der Tag
24 - Da trieb aus dem Thore wieder der Tag
Sein schön mit Gestein   geschmücktes Ross;
Sein schön mit Gestein geschmücktes Ross;
Weit über Mannheim   glänzte die Mähne:
Weit über Mannheim glänzte die Mähne:
Des Zwergs Überlisterin   zog es im Wagen.
Des Zwergs Überlisterin zog es im Wagen.


25 - Am nördlichen Rand   der nährenden Erde
25 - Am nördlichen Rand der nährenden Erde
Unter der Urbaums   äußerste Wurzel
Unter der Urbaums äußerste Wurzel
gingen zur Ruhe   Gygien und Thursen,
gingen zur Ruhe Gygien und Thursen,
Gespenster, Zwerge  und Schwarzalfen.
Gespenster, [[Zwerg]]e  und Schwarzalfen.


26 - Auf standen die Herscher  und die Alfenbestralerin;
26 - Auf standen die Herscher  und die Alfenbestralerin;
Die Nacht sank nördlich   gen Nifelheim.
Die Nacht sank nördlich gen Nifelheim.
Ulfrunas Sohn   stieg Argiöl hinan,
Ulfrunas Sohn stieg Argiöl hinan,
der Hornbläser,   zu den Himmelsbergen.
der Hornbläser, zu den Himmelsbergen.
 
</poem>
== Referenz ==
== Referenz ==
* Wikisource : [https://de.wikisource.org/wiki/Die_Edda_(Simrock_1876) Die Edda ] - übersersetzt K. Simrock
* Wikisource : [https://de.wikisource.org/wiki/Die_Edda_(Simrock_1876) Die Edda ] - übersersetzt K. Simrock
[[Kategorie:Nordische Mythologie]]

Aktuelle Version vom 2. Juni 2024, 17:33 Uhr

Das Hrafnagaldr Ôdhins ist das vierte Lied der Lieder-Edda.

== Odhins Rabenzauber ==
1 Allvater waltet, Alfen verstehn,
Wanen wißen, Nornen weisen,
Iwidie nährt, Menschen dulden,
Thursen erwarten, Walküren trachten.

2 Die Asen ahnten übles Verhängnis,
verwirrt von widrigen Winken der Seherin.
Urda sollte Odhrärir bewachen,
wenn sie wüßte so großem Schaden zu wehren.

3 - Auf hub sich Hugin den Himmel zu suchen.
Unheil fürchteten die Asen, verweil er.
Thrains Ausspruch ist schwerer Traum,
dunkler Traum ist Dains Ausspruch.

4 - Den Zwergen schwindet die Stärke.
Die Himmel Neigen sich nieder zu Ginnungs Nähe.
Alswidr läßt sie oftmals sinken,
oft die sinkenden hebt er aber empor.

5 - Nirgend haftet Sonne noch Erde,
Es schwanken und stürzen die Ströme der Luft.
In Mimirs klarer Quelle versiecht
die Weisheit der Männer. Wißt ihr was das bedeutet?

6 Im Thale weilt die vorwissende Göttin
Hinab von Yggdrasils Esche gesunken,
Alfen-Geschlechtern Idun genannt,
die Jüngste von Iwalts ältern Kindern.

7 - Schwer erträgt sie dieses Niedersinken,
Unter des Laubbaums Stamm gebannt.
Nicht behagt es ihr bei Nörwis Tochter,
an heitere Wohnung gewöhnt so lange.

8 - Die Sieggötter sehen die Sorge Nannas
Um die niedre Wohnung: sie geben ihr ein Wolfsfell.
Damit bekleidet verkehrt sie den Sinn,
freut sich der Auskunft, erneut die Farbe.

9 - Wählte Widrir den Wächter der Brücke,
Den Giallarertöner, die Göttin zu fragen
Was sie wiße von den Weltgeschicken.
Ihn geleiten Loptr und Bragi.

10 - Weihlieder sangen, auf Wölfen ritten
Die Herscher und Hüter der Himmelswelt.
Odhin spähte von Hlidskialfs Sitz
und wandte weit hinweg die Zeugen.

11 - Der Weise fragte die Wächterin des Tranks,
Ob von den Asen und ihren Geschicken
Unten im Hause der Hel sie wüsten,
Anfang und Dauer und endlichen Tod.

12 - Sie mochte nicht reden, nicht melden konnte sie es:
Wie begierig sie fragten, sie gab keinen Laut.
Zähren schoßen aus den Spiegeln des Haupts,
mühsam verhehlt, und netzten die Hände.

13 - Wie schlafbetäubt erschien den Göttern
die Harmvolle, die des Worts sich enthielt.
Jemehr sie sich weigerte, je mehr sie drängten :
Doch mit allem Forschen erfragten sie nichts.

14 - Da fuhr hinweg der Vormann der Botschaft,
Der Hüter von Herians gellendem Horn.
Den Sohn der Nal nahm er zum Begleiter;
Als Wächter der Schönen blieb Odhins Skalde.

15 - Gen Wingolf kehrten Widrirs Gesandte,
Beide von Forniots Freunden getragen.
Eintraten sie itzt und grüßten die Asen,
Yggrs Gefährten beim fröhlichen Mal.

16 - Sie wünschten dem Odhin, dem seligsten Asen,
Lang auf dem Hochsitz der Lande zu walten;
Den Göttern, beim Gastmal vergnügt sich zu reihen,
bei Allvater ewiger Ehren genießend.

17 - Nach Bölwerks Gebot auf die Bänke vertheilt,
Von Sährimnir speisend saßen die Götter.
Skögul schenkte in Hnikars Schalen
nen Meth und maß ihn aus Mimirs Horn.

18 - Mancherlei fragten über dem Male
den Heimdal die Götter, die Göttinnen Loki,
Ob Spruch und Spähung gespendet die Jungfrau –
bis Dunkel am Abend den Himmel deckte.

19 -
Übel, sagten sie, sei es ergangen,
Erfolglos die Werbung, und wenig erforscht.
Nur mit List gewinnen ließe der Rath sich,
Daß ihnen die Göttliche Auskunft gäbe.

20 - Antwort gab Omi, sie Alle hörten es:
„Die Nacht ist zu nützen zu neuem Entschluß.
Bis Morgen bedenke, Wer es vermag
glücklichen Rath den Göttern zu finden.“

21 - Über die Wege von Walis Mutter
Nieder sank die Nahrung Fenrirs.
Vom Gastmal schieden die Götter entlaßend
Hroptr und Frigg, als Hrimfaxi auffuhr.

22 - Da hebt sich von Osten aus den Eliwagar5
Des reifkalten Riesen dornige Ruthe,
Mit der er in Schlaf die Völker schlägt,
Die Midgard bewohnen, vor Mitternacht.

23 - Die Kräfte ermatten, ermüden die Arme,
Schwindelnd wankt der weiße Schwertgott.
Ohnmacht befällt sie in der eisigen Nachtluft,
die Sinne schwanken der ganzen Versammlung.

24 - Da trieb aus dem Thore wieder der Tag
Sein schön mit Gestein geschmücktes Ross;
Weit über Mannheim glänzte die Mähne:
Des Zwergs Überlisterin zog es im Wagen.

25 - Am nördlichen Rand der nährenden Erde
Unter der Urbaums äußerste Wurzel
gingen zur Ruhe Gygien und Thursen,
Gespenster, Zwerge und Schwarzalfen.

26 - Auf standen die Herscher und die Alfenbestralerin;
Die Nacht sank nördlich gen Nifelheim.
Ulfrunas Sohn stieg Argiöl hinan,
der Hornbläser, zu den Himmelsbergen.

Referenz

  • Wikisource : Die Edda - übersersetzt K. Simrock