Gichtel

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Gichtel : Irdischer Mensch

Johann Georg Gichtel (1638-1719) wurde am 14. März 1638 in Regensburg geboren, wo sein Vater Mitglied des Senats war, der sein ganzes Vermögen von 18000 Thalern herlieh, um dem Magistrat von Regensburg aus Geldnoth zu helfen, ohne je davon wieder etwas zurückzubekommen. Daher wuchs Gichtel in Armut auf[1].

Nachem er sich mit verschiedenen Sprachen wie Griechisch, Hebräisch, syrisch und Arabisch vertraut gemacht hatte, begann er ein Theologiestudium, das er abbrach und Juru studierte. Er wurde in Speyer und später in Regensburg als Advokat zugelassen. Durch seinen Kontakt mit dem ungarischen Adeligen Baron Justinianus von Weltz verlor er bald alles weltliche Interesse. Er wurde ein Förderer der 'Christerbauliche Jesusgesellschaft'. Als Gichtel die Lehren der luterischen Theologie und Kirche anzugreifen begann, wurde er konfisziert(1665) und verbannt.

1667 erreichte er Holland, wo er wegen seiner Verbindungen zum dorthin nach Zwolle geflohenen Pastor Friedrich Breckling (1629–1711) einige Jahre im Gefängnis verbrachte . Er wurde aus Zwolle verbannt und ließ sich dann in Amsterdam nieder, wo er Antoinette Bourignon kennenlernte und völlig verarmt ein visionäres Leben führte.

Als Mystiker und Anhänger Jakob Böhmes wurde er 1682 Erstherausgeber der Werke Böhmes und entwickelte Böhmes Vorstellungen in mehreren Schriften weiter. Am 21. Januar 1710 versammelte er die Gichtelianer oder 'Brüder des engelhaften Lebens', die sich auf einen Orden des Melchizedek beriefen.

Gichtel verfügte auch über hermetisches Wissen. Er setzte z.B. Chakras in Beziehung zu den Planetensphären (siehe Bild):

  1. Scheitelchakra - Saturn - 1000 Blätter
  2. Stirnchakra - Jupiter - 2 Blätter
  3. Halschakra - Mars - 16 Blätter
  4. Herzchakra - Sonne - 12 Blätter
  5. Nabelchakra - Venus - 10 Blätter
  6. Sakralchakra - Merkur - 6 Blätter
  7. Wurzelchakra - Mond - 4 Blätter

Gichtels Vorstellung war, Gott wohne in der Seele des Gläubigen. Daher lehnte er im Gegensatz zu Jakob Böhme jedes äußere Kirchentum ab und hatte eine exklusive Gottesbeziehung.

Gichtel verwarf den Ehestand und forderte sexuelle Askese, da der wahre Christ allein mit der himmlischen Sophia vermählt sei.

Seiner Ansicht nach solle man allein auf den Gott in uns hören und sich nicht um die Bedürfnisse des Lebens bekümmern, was Arbeitsscheu und Zerwürfnisse in den betroffenen holländischen Familien der Gichtelianer(Engelsbrüder) hervorrief.

Werk

Gichtels 'Theosophia practica' ( Halten und Kämpfen des Lebens ob dem H. Glauben bis ans Ende, durch die Drey Alter des Lebens J. C. Nach den Dreyen Principien Göttlichen Wesens, mit derselben Ein- und Ausgeburt durch Sophiam in der Menschheit, welche Gott derselben in diesem Alter der Zeit von neuem vermählet hat, und gute und böse Menschen, kluge und thörichte Jungfrauen zu der großen Hochzeit des Lamms eingeladen, auf daß eine jede Seele, wie verdorben sie auch immer sey, sich mit diesem lieblichen Evangelio erwecken, [150] und ihren Willen mit Gottes Willen vereinigen möge zu solcher göttlichen Eheligung... usw...) wurde von seinem Schüler Gottfried Arnold (1701-1708) und von Johann Wilhelm Überfeld (Leiden 1722) publiziert. Es enthält auch Korrespondenzen und wurde zusammen mit seiner Biographie herausgegeben.

Literatur

  1. Googlebook : Theosophia practica PDF
  2. Theosophia practica - Regensburg, Staatliche Bibliothek
  3. Theosophia practica ; Freiburg, Edition Imago Solis / Aurum Verlag, 1979, ISBN 359108106x
  4. Johann Georg Gichtels sämmtliche Werke, oder: Theosophia Practica
  5. Theosophia Practica : Die Verwandlung des mikrokosmischen Menschen bis zu seiner Wiedergeburt nach Seele, Geist und Körper von J. G. Graber , J. G. Gichtel; ISBN-10:3-9523616-0-7 , 2011
  6. Theosophia Revelata. Das ist: Alle Göttliche Schriften, by Böhme, Jakob; Gichtel, Johann Georg
  7. Gichtel : Of the three principles and worlds in man, 1736
  8. Eine kurze Eröffnung und Anweisung der dreyen Principien und Welten im Menschen, Gichtel, 1696
  9. Googlebook : Nachricht von Gichtels Lebenslauf
  10. Encyclopædia Britannica 11 ed. Vol. 12 (Gichtel, Johann Georg to Harmonium) (1911)
  11. Bücher von Gichtel im Katalog der deutschen Nationalbibliothek
  12. Joh. Gustav Reinbecks Nachricht von Gichtels Lebens-Lauf und Lehren, da jener aus seinen eigenen Brieffen zusammen gezogen ist, diese aber nach der Heiligen Schrifft geprüfet worden, vormahls in denen so genanndten Berlinischen Heb-Opfern heraus gegeben, nun aber aus bewegenden Ursachen besonders wieder abgedrucket. Berlin: Rüdiger, 1732

Referenzen

  1. „Gichtel, Johann Georg“ von Christiaan Sepp in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 147–150

Weblinks