Dalai Lama

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Dalai Lama (ta la'i bla ma;auch :ozeangleicher Lehrer) ist der Titel des höchsten Trülku der Gelug-Schule im tibetischen Vajrayana.

Thangka mit der 4. Dalai Lama - rechts

Das Oberhaupt der Gelugpas ist allerdings der Ganden Thripa[1]. Dessen tibetischer Hauptsitz wurde im Rahmen der Umwälzungen in Tibet und der Zerstörung des Klosters Ganden nach Mundgod in Uttara Kannada im indischen Karnataka verlegt. Der momentane Ganden Thripa ist Kyabje Jetsun Lobsang Tenzin Palsangpo.

Die Dalai Lamas werden als Emanationen von Avalokiteshvaras (Chenresig), des Bodhisattvas des Mitgefühls, angesehen.

Geschichte

A. Kircher, China Illustrata, 1661: 5. Dalai Lama

Der Name Dalai Lama wurde 1578 als Ehrentitel vom mongolischen Fürsten Altan Khan an seinen spirituellen Lehrer Sönam Gyatsho, ein Schüler von Je Tsongkapa, verliehen, der sich auch des Khans Unterstützung im Kampf um die Vorherrschaft gegen die rivalisierenden lamaistischen Schulen sicherte. Die weiteren Dalai Lamas hatten allerdings eine wechselhafte politische Geschichte.

Als der 5. Dalai Lama am 1682 starb, entstand für die Regierung Tibets eine schwierige Lage, die beschloß, den Tod geheimzuhalten. Erst 1696, ein Jahr nach der Vollendung des Potala-Palastes, gab der Desi offiziell bekannt, dass der Dalai Lama schon 1682 verstorben sei. Er präsentierte einen 13-jährigen Jungen als seine Reinkarnation, was das Vertrauen in die Institution des Dalai Lama schwer erschütterte. Die verbündeten Mongolen als auch der chinesische Kaiser (Kangxi), der den Dalai Lama und seine Lehre schätzte, fühlten sich hintergangen.

Der 6. Dalai Lama pflegte einen sehr freizügigen Lebenswandel. Als der Desi versuchte, dessen ihn bei seinen Ausschweifungen begleitenden Freund Tshangyang Gyatshos zu ermorden, führte dies zum Bruch mit dem Regenten. Er liess sich im Kloster Trashilhünpo 1702 durch den 5. Penchen Lama Lobsang Yeshe von den Gelübden entbinden und in den Laienstand zurückversetzen. Um ihn zu stürzen bezichtigte man ihn der Häresie, wodurch er die Lehre der herrschenden Gelug-Schule gefährde. Im 1706 ließ der Khan ihn aus dem Potala-Palast holen und erklärte ihn für abgesetzt. Er wurde mit einem Sondergesandten des Kaisers auf den Weg zum kaiserlichen Hof nach Peking gebracht und starb unterwegs im November 1706.
Ab 1706 fungierte der Mongole Labsang Khan offiziell als Regent in Lhasa, der erklärte, der echte Dalai Lama müsse erst noch gefunden werden. Schließlich präsentierte er einen 1686 geborenen Mönch, der vom 5. Penchen Lama unter dem Namen Yeshe Gyatsho als 7. Dalai Lama inthronisiert wurde. Obwohl an dessen Echtheit Zweifel aufkamen, wurde dieser Dalai Lama 1710 auch vom chinesischen Kaiser offiziell anerkannt, der allen Tibetern befahl, Labsang Khan und dem Dalai Lama zu gehorchen. Als Gegenleistung verpflichtete sich der Khan zu jährlichem Tribut.
Ein erneuter Konflikt brach aus, als bekannt wurde, dass man in Osttibet in Kham eine Inkarnation Tshangyang Gyatshos gefunden habe.

1720 entsandte der chinesische Kaiser Yongzheng ein starkes Heer nach Tibet. Dieses geleitete den 12-jährigen 7. Dalai Lama Kelsang Gyatsho am 16. Oktober 1720 nach Lhasa.

Im kaiserlichen Palast hatte man den allmählich den Verdacht, dass das Findungs-Ritual der großen Inkarnationen, besonders des Dalai Lama und des Penchen Lama, von Missbrauch bedroht war. Daher ordnete der Kaiser an, das tibetische Staatsorakel des Klosters Nechung zu allen in Betracht gezogenen Knaben zu befragen. Unter der Aufsicht eines kaiserlichen Ambans sollte das Orakel drei Jungen auswählen, und die Auswahl aus diesen drei Namen sollte der Regent in Anwesenheit des Ambans durch Ziehung von Losen aus einer Goldenen Urne treffen. Ausserdem wurde denen, denen das Recht zustand, den Ort einer Reinkarnation bekannt zu geben, verboten, auf Kinder aus der nächsten Verwandtschaft des Verstorbenen, eines mongolischen Khans, von hoch stehenden Fürsten, Adligen oder militärischen Oberbefehlshabern zu verweisen.

Der 13. Dalai Lama - 1932

Der 9. bis 12. Dalai Lama starben teilweise unter ungeklärten Umständen in noch jugendlichem Alter.

Erst der 13. Dalai Lama Thubten Gyatsho konnte wieder zwischen 1895 und 1933 weltliche Macht in Tibet ausüben. Vor seiner Amtsübernahme stürzten die großen Lamas und der Kashag den Regenten, dessen Kaisertreue zuletzt die wichtigste Stütze kaiserlicher Macht in Tibet war.

Zwischenzeitlich geriet Tibet in den Blickwinkel der Kolonialmächte. Die Briten zogen am 3. August 1904 in Lhasa ein, und der Dali Lama flüchtete 1904 aus Tibet.

Der tibetische Aufstand von 1905 bezog sich auf eine Reihe von Unruhen, bei denen die tibetischen Lamas französische katholische Missionare folterten und hinrichteten, tibetische katholische Konvertiten massakrierten, Beamte des Qing China ermordeten, die Armee von Qing angriffen und Dutzende von Kirchen niederbrannten. Die Armee der Qing in Dêqên, zu der die Missionare Zuflucht suchten, wurde drei Monate lang von Lamas belagert. Am 24. Mai und im November eroberte die Armee der Qing Batang und Dêqên und schlachtete Lamas und Randalierer.

1906 ließ der chinesische General Zhao Erfeng Truppen gegen einige Klöster marschieren. Er plünderte sie und schlachtete die Mönche teilweise regelrecht ab, da China die Absicht bekundet hatte, Tibet zu einer Provinz umzugestalten. Er wurde so in Tibet zur meistgehassten Person.

1907 besetzte Zhao Erfeng das südliche Kham und requirierte von der Bevölkerung entschädigungslos den Großteil der Getreidevorräte. 1908 schickte sich zum Einmarsch in Zentraltibet an. Er rückte mit verstärkten Truppen auf Lhasa vor, wo am 12. Februar 1910 der Einmarsch erfolgte.

Der Dalai Lama verließ daher Lhasa nur zwei Monate nach seiner Rückkehr im Jahre 1909 fluchtartig in Richtung Sikkim, wo er am 21. Februar 1910 eintraf. Am 25. Februar 1910 erklärte die chinesische Regierung ihn für abgesetzt. Interventionen der britischen und russischen Regierung blieben ergebnislos. Nach Ausbruch der chinesischen Revolution im Jahre 1911 wurden die Soldaten jedoch sehr schnell abgezogen. 1912 kehrte der Dalai Lama dann aus Indien nach Lhasa zurück.

Familie des 14ten Dalai Lama

Der 14. Dalai Lama Tendzin Gyatsho

Panchen - Lama, Mao und Dalai Lama 1954
Panchen- und Dalai Lama 1955

Der gegenwärtige 14. Dalai Lama ist der am 6. Juli 1935 in Taktser( Osttibet) geborenen buddhistische Mönch Tendzin Gyatsho[2]. Er wurde nach einer Vision des Regenten Jampel Yeshe Gyeltshen am Lhamo Lhatso und anderen Vorzeichen durch eine Kommission gefunden und anerkannt.

Während des Tibetaufstands verließ Tendzin Gyatsho am 17. März 1959 seinen Sommerpalast Norbulingka und floh zu seiner jetzigen Residenz im indischen Dharamsala (Himachal Pradesh), wo er Mitgield der tibetischen Exilregierung war.

1989 wurde Tendzin Gyatsho mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Dalai Lama 2007

Neben politischen Aktivitäten setzt sich der 14. Dalai Lama intensiv für den friedfertigen, konstruktiven und mitfühlenden Dialog der Menschen ein, sowohl über seine Bücher als auch über Vortragsreisen rund um den Globus.

Daneben gibt er eine Reihe von Einweihungen des Vajrayana wie die Kalachakra-, die Avalokiteshvara- und die Amitabha - Ermächtigung[3].

Das Nechung-Orakel hat Tendzin Gyatsho eine Lebenserwartung von 120 Jahren vorausgesagt. Im März 2011 verkündete der Dalai Lama den Rücktritt von seinen Regierungsämtern für die tibetische Exilregierung[4] und verblieb als geistiges Oberhaupt der Tibeter. Der Völkerrechtsexperte Lobsang Sangay wurde von Exil-Tibetern in aller Welt als Nachfolger gewählt.

In den Jahren 2014 und 2016 erklärte der Dail Lama, dass Tibet Teil von China sein möchte, aber China sollte Tibet seine Kultur und Schrift bewahren lassen. Er hatte vorher seine weltlichen Ämter bezüglich der tibetischen Exilregierung abgegeben.

Dalai Lama 2012

Literatur

Der 14. Dalai Lama hat oft zusammen mit Coauthoren eine umfangreiche Literatur verfasst.

  1. Das Buch der Menschlichkeit (Studienanleitung): Eine neue Ethik für unsere Zeit von Dalai Lama von Bastei Lübbe (Bastei Verlag) (29. November 2012) - PDF
  2. Der Weg zum Glück: Sinn im Leben finden (HERDER spektrum) von Jeffrey Hopkins, Dalai Lama und Johannes Tröndle von Verlag Herder (22. September 2004)
  3. Tag für Tag zur Mitte finden. Lesebuch durch das Jahr von Renuka Singh, Dalai Lama und Klaus Bloch von Herder (15. Juni 2005)
  4. Das Buch der Freiheit: Die Autobiographie des Friedensnobelpreistr... von Dalai Lama und Günther Cologna von Bastei Lübbe (Bastei Verlag) (17. Januar 2008)
  5. 108 Perlen der Weisheit: Auf dem Weg zur Erleuchtung von Catherine Barry und Dalai Lama von Goldmann Verlag (10. November 2008)
  6. Die Vier Edlen Wahrheiten: Die Grundlage buddhistischer Praxis von Dalai Lama und Marion B. Kroh von Fischer Taschenbuch Verlag (12. Dezember 2011)
  7. Die heilende Kraft der Gefühle: Gespräche mit dem Dalai Lama über Achtsamkeit, Emotion und Gesundheit von Daniel Goleman und Fritz R. Glunk von Deutscher Taschenbuch Verlag (1. April 2000)
  8. Einführung in den Buddhismus: Die Harvard-Vorlesungen (HERDER spektrum) von Dalai Lama und Christof Spitz von Verlag Herder (Januar 2013)
  9. Führen, gestalten, bewegen: Werte und Weisheit für eine globalisierte Welt von Dalai Lama, Laurens van den Muyzenberg und Jürgen Neubauer von Campus Verlag (29. April 2008)
  10. Meine spirituelle Autobiographie von Dalai Lama und Inge Stadler von Diogenes (26. März 2010)
  11. Rückkehr zur Menschlichkeit: Neue Werte in einer globalisierten Welt von Dalai Lama und Waltraud Götting von Bastei Lübbe (Lübbe Hardcover) (25. November 2011)
  12. Das Dalai-Lama-Prinzip für Eltern: Erziehen mit Liebe und Respekt - von Anne-Bärbel Köhle und Dr. Stefan Rieß von Goldmann Verlag (12. April 2010)
  13. Die Welt in einem einzigen Atom: Meine Reise durch Wissenschaft und Buddhismus (HERDER spektrum) von Dalai Lama und Bernd Bender von Verlag Herder (5. April 2011)
  14. Dialog mit dem Dalai Lama: Wie wir destruktive Emotionen überwinden können von Daniel Goleman und Friedrich Griese von Deutscher Taschenbuch Verlag (1. Juli 2005)

Referenzen

Dalai Lama with monks - 2022 Indien

Weblinks