Maha Upanishad

Die Maha Upanishad besteht aus vier Kapiteln. Sie stellt als Vishnu-Upanishade Narayana als das höchste Wesen dar, in Richtung eines Swami Parambrahma und eines Sadashiva, wohl eher aber eines Ishvara.

Inhalt

Die Upanishade verfolgt offensichtlich auch den Zweck, den Nârâyaṇa als das höhere Wesen sowohl gegenüber den Prinzipien der Sâmkhyalehre als auch gegenüber den Göttern Shiva und Brahmán zu erweisen.
Nach Kap. 1 lässt Nârâyaṇa aus sich hervorgehen »den fünfundzwanzigfachen Purusha«, d.h. die fünfundzwanzig Prinzipien der Sâmkhya's, mit Ersetzung der Prakṛiti durch Tejas (das nachher, Kap. 3, aus den Urwassern sich bildet, somit ihnen verwandt ist) und des Purusha durch den Âtman.
Die Form der Erzählung ist den Brâhmaṇamythen über die Weltschöpfung nachgebildet und erinnert namentlich an Taitt. Br. 2,2,9, Pañc. Br. 6,1 und Çatap. Br. 6,1,1 (Gesch. d. Phil. I, S. 202. 183. 199). Kap. 2 schildert, wie aus Nârâyaṇa der çûlapâṇḥih purushaḥ (d.h. Çiva) entspringt, dessen Glieder aus den heiligen Rufen, den Liedern und Metren des Veda bestehen (vgl. mantramûrti als Beiwort des Çiva).
Endlich entsteht, nach Kap. 3, durch die Meditation des Nârâyaṇa der Gott Brahmán, und durch dessen Meditation wiederum der Veda nebst Metren und heiligen Rufen. Zur Form ist hier namentlich Taitt. Âr. 1,23 (Gesch. d. Phil. I, S. 197) zu vergleichen.
Die weiter folgenden Verse sind sämtlich aus Mahânâr. 11 (oben S. 250 fg) zusammengestoppelt, und die Abweichungen sind keine glücklichen (wie çîkarâdibhis statt çirâbhis). Zum Schluss folgt in Kap. 4 eine Reihe von Verheissungen, welche fast wörtlich mit Atharvaçiras 7 übereinstimmen und vermutlich, mit den nötigen Änderungen, von dort herübergenommen sind; (Paul Deussen)

Kapitel 1

Allein war Nârâyaṇa. Da war weder Brahmán noch Îçâna noch die Wasser, und nicht Agni und Soma, nicht der Himmel und die Erde, nicht die Sterne und die Sonne. Da war nur er, der Nara allein, der meditierte.
Es entstanden aus Ihm vierzehn Purushas und ein Mädchen: Die zehn Indriyas, Manas als elftes, Tejas als zwölftes, der Ahamkâra als dreizehntes, als vierzehnter das Prâṇa als der Âtman und als fünfzehntes das Buddhi. Danach die fünf Reinstoffe und die fünf grossen Elemente, - also ähnlich den fünfundzwanzig Prinzipien des Samkhya.

Kapitel 2

Aus seiner Stirne wurde ein dreiäugiger dreizacktragender Purusha geboren, welcher Schönheit, Wahrheit, Keuschheit, Busse, Entsagung, Verstand und Herrschaft an sich trug. Aber das Om und die Vyâhṛiti's (bhûr, bhuvaḥ, svaḥ), die Ric's, die Yajus', die Sâman's, Atharva-A giras' und alle Versmasse, die wohnten in seinen Gliedern.

Kapitel 3

Wie er in Meditation versenkt stand, rann ihm von der Stirne der Schweiss. Dieser wurde zu diesen Wassern ausgebreitet. In ihnen entstand das Tejas als ein goldenes Ei. Darin entsprang Gott Brahmán mit vier Angesichtern.
Derselbige meditierte nach Osten, da ward der Ruf bhûr, das Metrum Gâyatrî, der Ṛigveda; – nach Westen hin, da ward der Ruf bhuvar, das Metrum Trishṭubh,[744] der Yajurveda; – nach Norden hin, da ward der Ruf svar, das Metrum Jagatî, der Sâmaveda; – nach Süden hin, da ward mit dem Rufe om janad das Metrum Anushṭubh, der Atharvaveda....
Inmitten der Spitzflamme der Purusha, das höchste Selbst, der Brahmán ist und Îçâna, der ewige, der höchste Herr.

Kapitel 4

Wenn ein Brahmane diese Mahâ-Upanishad studiert, wird aus einem Nichtschriftgelehrten ein Schriftgelehrter, aus einem Nichteingeführten ein Eingeführter. Er wird durch Agni und Vâyu und Sûrya und Soma geläutert, durch die Wahrheit geläutert, durch das All geläutert, von allen Göttern gekannt, wird von allen Veden meditiert, wird ein in allen heiligen Badeplätzen gebadet habender, und von ihm sind alle Opfer[745] geopfert worden.
Sechzigtausend Gâyatrîstrophen sind von ihm gemurmelt, hunderttausend der Itihâsapurâṇa's und der Rudralieder sind von ihm gemurmelt, zehntausend Praṇavas sind von ihm gemurmelt. Soweit sein Blick reicht, läutert er die Versammlung, bis zur siebenten Generation läutert er ; also hat es der erhabene Hiraṇyagarbha verheissen.
Durch die Murmelung geht er ein zur Unsterblichkeit.(Paul Deussen)

Literatur