Eduard Meyer: Unterschied zwischen den Versionen

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Eduard Meyer (* 25. Januar 1855 in Hamburg; † 31. August 1930 in Berlin) war ein  deutscher Althistoriker, Ägyptologe und Altorientalist.  Seine Eltern waren Henriette und Dr. Eduard Meyer. Sein Vater war ein liberal eingestellter Hanseate und studierter Altphilologe.
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Eduard Meyer (* 25. Januar 1855 in Hamburg; † 31. August 1930 in Berlin) war ein  deutscher Althistoriker, Ägyptologe und Altorientalist.  Seine Eltern waren Henriette und Dr. Eduard Meyer, ein liberal eingestellter Hanseate und studierter Altphilologe. Der Keltologe Kuno Meyer (1858–1919) war sein Bruder.
== Lebenslauf ==
Eduard Meyer beschäftigte  sich bereits als Schüler  mit der Geschichte des antiken Kleinasiens. Seine spätere Habilitation fußte auf diesen Vorarbeiten aus der Gymnasialzeit, während der er schon Hebräisch und Arabisch zu erlernen begann. Im Frühjahr 1872 legte er die Abiturprüfung ab. Aufgrund seiner besonderen Leistungen wurde ihm ein Stipendium gewährt.


== Werke ==
Zuerst besuchte Eduard Meyer die Universität Bonn.Er wechselte aber  enttäuscht nach nur einem Semester zum Wintersemester 1872/73 an die Universität Leipzig, die seinerzeit ein Zentrum der Orientalistik war. Hier  lernte er beim Indogermanisten Adalbert Kuhn Sanskrit, Persisch und Türkisch, bei Otto Loth Arabisch, bei Heinrich Leberecht Fleischer Syrisch und Ägyptisch bei Georg Ebers Ägyptisch. Daneben studierte er Geschichte, Philosophie und Völkerkunde. Danach widmete Meyer sich der antiken Religionsgeschichte.<br>
Meyers Hauptwerk ist die Geschichte des Alterthums (5 Bände, 1884–1902), in dem er die historische Entwicklung in Vorderasien, Ägypten und Griechenland bis um 355 v. Chr. in einen umfassenden politik-, wirtschafts- und kulturgeschichtlichen Rahmen stellte. So befreite er die griechische Geschichte aus der bislang üblichen isolierten Betrachtung. Das Werk gilt als erstrangiger Beitrag zur Altertumswissenschaft.  
1875 promovierte Meyer mit einer Studie über die altägyptische Gottheit Set-Typhon beim Ägyptologen Georg Ebers zum Doktor der Philosophie.
 
1977 leistete Meyer zunächst seinen Militärdienst in Hamburg ab. 1878 ging er nach Leipzig, wo er sich im 1879 für das Fach Alte Geschichte habilitierte. Seine Habilitationsschrift behandelt die 'Geschichte des Königreichs Pontos'. Es folgten mehrere Jahre als Privatdozent in Leipzig.


Der Lehrauftrag zwang ihn, das komplette Spektrum der Alten Geschichte abzudecken. Er beschäftigte sich daher
mit der Alten Geschichte in ihrer Gesamtheit und auch innerhalb der alten Kulturen. So erschien 1884 der erste Band einer Gesamtgeschichte des Altertums.


1885 wurde er als Ordinarius auf den althistorischen Lehrstuhl nach Breslau berufen, wo er seine 'Geschichte des Althertums' fortsetzte und auch andere Werke publiziertze. 1889 folgte er einem Ruf als erster Professor für Alte Geschichte an die Universität Halle. 1902 nahm er einen Ruf an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin an. 1899 wurde er zum Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts ernannt. Seit 1904 hielt Meyer sich mehrfach zu Kongressbesuchen und Gastprofessuren in den USA auf. <br>
Im Jahr 1904 entdeckte er den sothischen Zyklus des heliakischen Aufstiegs des Sirius, der die Grundlage für die traditionelle Chronologie Ägyptens bildet.<br>
Im Studienjahr 1919/20 amtierte er als Rektor der Berliner Universität.


1930 starb Meyer Berlin. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Parkfriedhof Lichterfelde.


== Politik ==
Eduard Meyer trat im ersten Weltkrieg für territoriale Annexionen ein. 1915 wollte er nicht nur  große Gebiete im Osten annektieren, sondern darüber hinaus Belgien dauerhaft zum Vasallenstaat degradieren und die deutsch-französische Grenze 'rücksichtslos nach unseren Bedürfnissen' revidieren. <br>
Im August 1917 gehörte er zu den Gründern der Deutschen Vaterlandspartei (DVLP)<ref> Steffen Bruendel: Volksgemeinschaft oder Volksstaat: Die „Ideen von 1914“ und die Neuordnung Deutschlands im Ersten Weltkrieg. Akademie Verlag, 2003, S. 148–149. </ref>
<br>
Nach Kriegsende schloss sich Meyer der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) an<ref> Michael Grüttner u. a.: Geschichte der Universität Unter den Linden. Band 2: Die Berliner Universität zwischen den Weltkriegen 1918–1945. De Gruyter, Berlin 2012, S. 22 und 146</ref>. Aus Protest gegen die Politik der Siegermächte gegenüber Deutschland gab Meyer die Ehrendoktorwürden zurück, die ihm von englischen und amerikanischen Universitäten – unter anderem von Oxford und Harvard – verliehen worden waren.


== Literatur ==
== Werke ==
Meyers Hauptwerk ist die 'Geschichte des Alterthums' (5 Bände, 1884–1902), in dem er die historische Entwicklung in Vorderasien, Ägypten und Griechenland bis um 355 v. Chr. in einen umfassenden politik-, wirtschafts- und kulturgeschichtlichen Rahmen stellte. So befreite er die griechische Geschichte aus der bislang üblichen isolierten Betrachtung. Das Werk gilt als erstrangiger Beitrag zur Altertumswissenschaft.
*  Geschichte des Alterthums (5 Bände, 1884–1902; zahlreiche Nachdrucke)
*  Untersuchungen zur Geschichte der Gracchen (1894)
* Die wirtschaftliche Entwicklung des Altertums, ein Vortrag (1895)
*  Die Entstehung des Judentums (1896)
*  Forschungen zur alten Geschichte (1892-1899)
* Zur Theorie und Methodik der Geschichte (1902)
* Ägyptische Chronologie (1904)
* Die Israeliten und ihre Nachbarstämme, Halle 1906
*  Theopomps Hellenika (1909)
* Der Papyrusfund von Elephantine. Dokumente einer jüdischen Gemeinde aus der Perserzeit und das älteste erhaltene Buch der Weisheitsliteratur, Leipzig 1912.
* Ursprung und Geschichte der Mormonen : mit Exkursen über die Anfänge des Islams und des Christentums, Halle 1912.
* Nordamerika und Deutschland (1915)
*  Caesars Monarchie und das Principat des Pompejus (1918)
*  Ursprung und Anfänge des Christentums (3 Bände, 1921–1923)
*  Oswald Spengler und der Untergang des Abendlandes (1925).
* Wikisource über [https://de.wikisource.org/wiki/Eduard_Meyer Eduard Meyer]
* Wikisource über [https://de.wikisource.org/wiki/Eduard_Meyer Eduard Meyer]
* [https://archive.org/stream/englanditspoliti00meye#page/n7/mode/2up England; its Political Organization and Development and the War Against Germany], Meyer, (1916)


 
== Referenzen ==
 
<references />
== Weblinks ==
== Weblinks ==
* Wiki über [https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Meyer Eduard Meyer]
* Wiki über [https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Meyer Eduard Meyer]

Aktuelle Version vom 8. Februar 2020, 13:53 Uhr

Eduard Meyer

Eduard Meyer (* 25. Januar 1855 in Hamburg; † 31. August 1930 in Berlin) war ein deutscher Althistoriker, Ägyptologe und Altorientalist. Seine Eltern waren Henriette und Dr. Eduard Meyer, ein liberal eingestellter Hanseate und studierter Altphilologe. Der Keltologe Kuno Meyer (1858–1919) war sein Bruder.

Lebenslauf

Eduard Meyer beschäftigte sich bereits als Schüler mit der Geschichte des antiken Kleinasiens. Seine spätere Habilitation fußte auf diesen Vorarbeiten aus der Gymnasialzeit, während der er schon Hebräisch und Arabisch zu erlernen begann. Im Frühjahr 1872 legte er die Abiturprüfung ab. Aufgrund seiner besonderen Leistungen wurde ihm ein Stipendium gewährt.

Zuerst besuchte Eduard Meyer die Universität Bonn.Er wechselte aber enttäuscht nach nur einem Semester zum Wintersemester 1872/73 an die Universität Leipzig, die seinerzeit ein Zentrum der Orientalistik war. Hier lernte er beim Indogermanisten Adalbert Kuhn Sanskrit, Persisch und Türkisch, bei Otto Loth Arabisch, bei Heinrich Leberecht Fleischer Syrisch und Ägyptisch bei Georg Ebers Ägyptisch. Daneben studierte er Geschichte, Philosophie und Völkerkunde. Danach widmete Meyer sich der antiken Religionsgeschichte.
1875 promovierte Meyer mit einer Studie über die altägyptische Gottheit Set-Typhon beim Ägyptologen Georg Ebers zum Doktor der Philosophie.

1977 leistete Meyer zunächst seinen Militärdienst in Hamburg ab. 1878 ging er nach Leipzig, wo er sich im 1879 für das Fach Alte Geschichte habilitierte. Seine Habilitationsschrift behandelt die 'Geschichte des Königreichs Pontos'. Es folgten mehrere Jahre als Privatdozent in Leipzig.

Der Lehrauftrag zwang ihn, das komplette Spektrum der Alten Geschichte abzudecken. Er beschäftigte sich daher mit der Alten Geschichte in ihrer Gesamtheit und auch innerhalb der alten Kulturen. So erschien 1884 der erste Band einer Gesamtgeschichte des Altertums.

1885 wurde er als Ordinarius auf den althistorischen Lehrstuhl nach Breslau berufen, wo er seine 'Geschichte des Althertums' fortsetzte und auch andere Werke publiziertze. 1889 folgte er einem Ruf als erster Professor für Alte Geschichte an die Universität Halle. 1902 nahm er einen Ruf an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin an. 1899 wurde er zum Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts ernannt. Seit 1904 hielt Meyer sich mehrfach zu Kongressbesuchen und Gastprofessuren in den USA auf.
Im Jahr 1904 entdeckte er den sothischen Zyklus des heliakischen Aufstiegs des Sirius, der die Grundlage für die traditionelle Chronologie Ägyptens bildet.
Im Studienjahr 1919/20 amtierte er als Rektor der Berliner Universität.

1930 starb Meyer Berlin. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Parkfriedhof Lichterfelde.

Politik

Eduard Meyer trat im ersten Weltkrieg für territoriale Annexionen ein. 1915 wollte er nicht nur große Gebiete im Osten annektieren, sondern darüber hinaus Belgien dauerhaft zum Vasallenstaat degradieren und die deutsch-französische Grenze 'rücksichtslos nach unseren Bedürfnissen' revidieren.
Im August 1917 gehörte er zu den Gründern der Deutschen Vaterlandspartei (DVLP)[1]
Nach Kriegsende schloss sich Meyer der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) an[2]. Aus Protest gegen die Politik der Siegermächte gegenüber Deutschland gab Meyer die Ehrendoktorwürden zurück, die ihm von englischen und amerikanischen Universitäten – unter anderem von Oxford und Harvard – verliehen worden waren.

Werke

Meyers Hauptwerk ist die 'Geschichte des Alterthums' (5 Bände, 1884–1902), in dem er die historische Entwicklung in Vorderasien, Ägypten und Griechenland bis um 355 v. Chr. in einen umfassenden politik-, wirtschafts- und kulturgeschichtlichen Rahmen stellte. So befreite er die griechische Geschichte aus der bislang üblichen isolierten Betrachtung. Das Werk gilt als erstrangiger Beitrag zur Altertumswissenschaft.

  • Geschichte des Alterthums (5 Bände, 1884–1902; zahlreiche Nachdrucke)
  • Untersuchungen zur Geschichte der Gracchen (1894)
  • Die wirtschaftliche Entwicklung des Altertums, ein Vortrag (1895)
  • Die Entstehung des Judentums (1896)
  • Forschungen zur alten Geschichte (1892-1899)
  • Zur Theorie und Methodik der Geschichte (1902)
  • Ägyptische Chronologie (1904)
  • Die Israeliten und ihre Nachbarstämme, Halle 1906
  • Theopomps Hellenika (1909)
  • Der Papyrusfund von Elephantine. Dokumente einer jüdischen Gemeinde aus der Perserzeit und das älteste erhaltene Buch der Weisheitsliteratur, Leipzig 1912.
  • Ursprung und Geschichte der Mormonen : mit Exkursen über die Anfänge des Islams und des Christentums, Halle 1912.
  • Nordamerika und Deutschland (1915)
  • Caesars Monarchie und das Principat des Pompejus (1918)
  • Ursprung und Anfänge des Christentums (3 Bände, 1921–1923)
  • Oswald Spengler und der Untergang des Abendlandes (1925).
  • Wikisource über Eduard Meyer
  • England; its Political Organization and Development and the War Against Germany, Meyer, (1916)

Referenzen

  1. Steffen Bruendel: Volksgemeinschaft oder Volksstaat: Die „Ideen von 1914“ und die Neuordnung Deutschlands im Ersten Weltkrieg. Akademie Verlag, 2003, S. 148–149.
  2. Michael Grüttner u. a.: Geschichte der Universität Unter den Linden. Band 2: Die Berliner Universität zwischen den Weltkriegen 1918–1945. De Gruyter, Berlin 2012, S. 22 und 146

Weblinks