Ananke

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Ananka und die Moiren

Ananke (Joch, Bedürfnis, Zwangsläufigkeit, blinde Notwendigkeit) galt in der griechischen Mythologie als Personifikation des unpersönlichen Schicksals. In der römischen Mythologie hatte sie den Namen Necessitas(Notwendigkeit).
Der Begriff erinnert an das Dharma-Gesetz bzw. an das Karma-Gesetz.
Im Unterschied dazu wird von den Moiren ein persönliches Schicksal zugeordnet, und Tyche steht für den sowohl zum Glück als auch zum Unglück blinden Lebenszufall. In Tragödiendichtungen erscheint Ananke als eine selbst für die Götter unerreichbare oberste Macht.

Orphiker

Ananke war in der orphischen Theogonie der Protogenoi (Ur-Göttin) der Unvermeidlichkeit, des Zwangs und der Notwendigkeit. Sie tauchte selbstgestaltet am Anfang der Zeit auf, eine unkörperliches schlangenförmiges Wesen, dessen ausgestreckte Arme die Breite des Universums umfassten.
Nach dem orphischen Fragment 54 waren Hydros, der Gott der primordialen Wasser, und Gaia die Eltern.
In den orphischen Theogonien waren Hydros (Wasser), These (Schöpfung) und Schlamm die ersten Wesen, die am Anfang der Schöpfung auftauchten. Der Schlamm verfestigte sich zu Gaia (Erde), der zusammen mit Hydros Khronos (Chronos, Zeit) und Ananke (Zwang) produzierte.

In der orphischen Theogonie wurde Ananke mit der jungfräulichen Bergnymphe Adrasteia (griechisch Ἀδράστεια, die Unausweichliche) gleichgesetzt, die auch eine der Beschützerinnen des jungen Zeus war.

  • Als zu den griechischen Urgöttern gehörig markiert Ananke den Anfang des Kosmos, zusammen mit ihrem Vater und Gemahl, Khronos, der Personifikation der Zeit, nicht der Kinder fressende Titan Cronus.

Ananke wurde in den schlangenförmigen Windungen von ihrem Gefährten Khronos, dem Gott der Zeit, umschlungen.
Dabei erzeugte sie die Dreiheit von Aither, Chaos und Erebos bzw. den Aither und Phanes.
Zusammen umgaben sie das Ur-Ei von fester Materie in ihren einschnürenden Windungen und spalteten es in seine Bestandteile (Erde, Himmel und Meer) und brachten so das geordnete Universum zur Entstehung.

Platon

In Platons Politeia ist Ananke die Mutter der Moiren und eine der ursprünglichen Schöpfungsmächte.

In seinem Werk Timaios, erklärt er seine Kosmologie bzw. sein System des Universums und stellt die Existenz von zwei fundamentalen wirkenden Prinzipien fest :

  1. Einmal der Nous, der Logos, das inellektuelle Prinzip, die Ordnung, Verständlichkeit und alles, was auf die Vernunft bezieht.
  2. Das zweite Prinzip ist Ananke, die Notwendigkeit, deren Wirksamkeit mit mit Worten wie: verirrt, dispersiv, verloren, irrational, unregelmäßig und aleatorisch beschrieben werden. Die Notwendigkeit wirkt mit dem Mittel der Abweichungen. Sie kann im Irrationalen, im Unverantwortlichen und im Indirekten wahrgenommen werden und ist hauptsächlich mit dem Gebiet der Erfahrung verbunden, die nicht von der Vernunft überzeugt werden oder unterworfen werden kann. Die Notwendigkeit liegt in der Seele als eine innere Ursache und erzeugt ständig unangenehme Ergebnisse.

Die Einwirkung des Nous auf die Ananke geschieht durch Überredung. Im Timaeus siegt Nous über Ananke.

Sophokles

In 'König Ödipus' lässt Sophokles Antigone den mächtigen Kreon herausfordern:[1]

Auch glaubte ich, so viel vermöchte kein Befehl von dir, um ungeschriebne, ewige, göttliche Gesetze zu überrennen als ein Sterblicher. Denn nicht von heut und gestern, sondern immerdar bestehn sie: niemand weiß, woher sie gekommen sind. (Sophokles, Antigone, S. 137-138)

Und wieder der Chor in König Ödipus:

Sie liegen in den Höhen, die Gesetze, die das Ananke leiten. Sie wurden im himmlischen Äther geboren, und der Olymp ist ihr einziger Vater, kein Sterblicher brachte sie ans Licht. Sie läßt Vergessenheit nie, nie in den Schlaf eingehen. (Sophokles, König Ödipus, s.a. S. 196)

Doch des Schicksals Gewalt ist unentrinnbar streng: ihr kann kein Reichtum und kein Kampf, kein fester Turm und, meergepeitscht, kein dunkles Seeschiff sich entziehen. (Sophokles, Antigone, S. 152 ) singt der Chor der Antigone.

Literatur

Referenzen

Weblinks