Pratyabhijna

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Das Pratyabhijna (IAST Pratyabhijñā : sofortiges Wissen des Vergessenen) ist einer der Hauptzweige des kashmirischen Shivaismusses, der sich zwischen dem neunten und dem elften Jahrhundert entwickelte. Der Name soll sich aus dem Isvara Pratyabhijna Karika von Utpaladeva herleiten.

Śivadṛṣṭi

Die Grundlage dieses Systems ist das Śivadṛṣṭi('verheissungsvoller Brennpunkt')[1] von Somananda (875–925 A.D.), das dieser später selbst kommentierte.

Im siebenteiligen Śivadṛṣṭi beschreibt Somananda die ewige Natur Shivas und die Erschaffung des Universums. Er legt seine Theorie der Nichtunterscheidung dar, der Einheit von Subjekt und Objekt. Alles sei von der Natur des Bewusstseins (cid-rupa).
Er verneint den groben Realismus des Nyaya-Vaisesika, den subtilen Realismus des Samkhya und den Idealismus des Vedanta und auch das Vijnanavada(Yogacara) des Mahayana.
Aus seiner Sicht ist das Universum nicht eine Erscheinung von Maya sondern des freien Willens(Svatantriya) Shivas, der Avidya erzeugt, und damit Shiva selbst.

Somanandas Sohn Utpaladeva schrieb das Īśvara pratyabhijñā kārikā.

Selbst Abhinavagupta war ein Meister dieser Schule.

Dessen Schüler Ksemaraja schrieb das Pratyabhijñā hṛdayaṃ(Die spontane Wahrnehmung der Essenz des Herzens) als Einführung in dieses System.

Sadhana

Im Mittelpunkt dieser Philosophie steht Shiva als absolutes Bewusstsein und fundamentale Wirklichkeit. Dabei ist die Shakti unerlässlich. Zu ihrer Erweckung wurden Praktiken der 'Entfaltung der Mitte' entwickelt.

Die Mitte hat hier eine mehrfache Bedeutung :

  1. Der physische Kanal durch die Wirbelsäule (Sushumna Nadi) als Achse des Körpers. Die Entfaltung in dieser Hauptnadi wird durch Lenkung des aufsteigenden Atems (prana) und des absteigenden Atems (apana) in dieser erreicht. Durch Verschmelzung dieser gegensätzlichen Tendenzen wird ein Zustand der Nichtdifferenzierung erreicht, so dass die Kundalini aufsteigt.
  2. Die andere Bedeutung der Mitte ist die von Leere(sunya). Diese bezieht sich nicht auf ein Fehlen von Wahrnehmung sondern auf ein Fehlen von Dualität in der Wahrnehmung. Dabei wird zwischen der Leere des Herz-Chakras, der Sudhumna-Nadi und des Sahasrara-Chakras unterschieden. Zu deren Entfaltung wurden verschiedene Praktiken entwickelt.
  3. Die dritte Bedeutung der Mitte ist die eines Zustandes zwischen den Wahrnehmungen bzw. zwischen den Gedanken. Diesbezügliche Praktiken sind die Zerstörung des dualen Denkens(vikalpa ksaya), Entziehen der Wahrnehmungsenergien in das Herz(sakti sankoca), Ausdehnung der nichtdualen Wahrnehmung in die äusseren Wahrnehmungen(sakti vikasa) sowie die Erzeugung von unterbrechenden Momenten im Denken, in denen das reine Bewusstsein leichter begreifbar ist(vaha chedda)[2] .

Durch die Praxis wird der Sklave (pasu - das Menschliche ) zum Meister (pati - der göttliche Zustand).[3].

Literatur

  • The Philosophy of Saivism, Subodh Kapoor, Cosmo Publications, 2004, ISBN 8177558854, 9788177558852
  • ŚIVADṚṢṬI BY SOMĀNANDA, Raniero Gnoli, East and West, Vol. 8, No. 1 (APRIL 1957), S. 16-22]
  • Pratyabhijnahrdayam: The Secret of Self Recognition, 2013, Jaideva Singh, Motilal Banarsidass, 2013, ISBN-10: 812080323X ISBN-13: 978-8120803237
  • Das Herz der Erkenntnis(Pratyabhijnahrdayam) von Ksemaraja (de)

Referenzen

  1. paramshiva.tumblr.com/
  2. Pratyabhijnahrdayam – Jaideva Singh, S. 30
  3. The Philosophy of Saivism 1 , Subodh Kapoor, S. 254

Weblinks