Plotin

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Der Grieche Plotin (griech. Plōtínos, latinisiert Plotinus; * 205 Lykopolis; † 270) gilt als der Begründer des Neuplatonismus.

Er erhielt seine Ausbildung in Alexandria bei Ammonios Sakkas, der eine neuplatonische Schule gegründet hatte. Diese Neuplatoniker beschäftigten sich vor allem mit Kommentaren der klassischen griechischen Philosophie.
242 nahm Plotin am Feldzug des Kaisers Gordianus gegen die Perser teil.

Ab 244 lebte er in Rom, wo er bis zu seinem Lebensende eine Philosophenschule gründete und hohes Ansehen hatte. Er verfaßte zahlreiche Schriften, die erst nach seinem Tode 270 in Minturnae (Kampanien) von dem Schüler Porphyrios, in sechs Neunergruppen (Enneaden) geteilt, herausgebracht wurden.
Der humanistische Platoniker Marsilio Ficino übersetzte zwischen 1484–1486 Plotins Schriften ins Lateinische und kommentierte sie anschließend aus der Perspektive seines christlichen Neuplatonismus.

Plotin betrachtete sich nicht als Vertreter einer neuen Wahrheitslehre sondern als Interpret der Lehre Platons, die bereits alle wesentlichen Erkenntnisse enthalte und nur einer korrekten Deutung strittiger Einzelheiten und der Darlegung und Begründung bestimmter Konsequenzen aus ihren Aussagen bedürfe.

Plotins Lehrinhalte

In Plotins Philosophie bestehen drei Hauptprinzipien : Das Eine, der Intellekt und die Seele.
Die wesentlichen Inhaltspunkte der Lehre Plotins waren daher

  1. Ontologie und Kosmologie
  2. Das Wesen des Einen (weder seiend noch nichtseiend sondern überseiend und jenseits aller Begrifflichkeit. Es kann aber erlebt werden und erinnert damit an die buddhistische Sunyata)
  3. Der Nous (Geist, Intellekt) - der oberste Bereich der Seiendheit oder Substanz (Ousia). Die Ideen existieren nur innerhalb des Nous.
  4. Die Hypostase oder Wirklichkeitsebene, der nicht sinnlich sichtbare Bereich des Seelischen.
  5. Materie und Körperwelt - neben der physischen Materie existiert eine geistige Materie, die an die niederen indischen Maya-Welten erinnert
  6. Zeit und Ewigkeit mit Anlehnung an Platons Timaios
  7. Die Ethik - Erlangung und Pflege der Tugenden (aretaí) als zentrales Anliegen
  8. Die Seele als Individualisierung der Weltseele in der Körperwelt und ihr Abstieg und Aufstieg. Das Leben mit dem Körper ist für die Seele ein Übel.
  9. Die Logik - fünf Kategorien in Anlehnung an Platons Sophistes
  10. Die Auseinandersetzung mit der Gnosis

Plotin vertrat einen Monismus, der alle Phänomene und Vorgänge auf ein einziges immaterielles Grundprinzip zurückführte. Das Ziel seiner Philosophie war die Annäherung an das Eine, das Grundprinzip der gesamten Wirklichkeit, und letztendlich die Erfahrung der Vereinigung mit dem Einen. Das Mittel ist die vollkommene Versenkung in das Innere des Menschen. Die Seele fügt sich nicht wie in der Stoa in eine bereits bestehende Kausalität ein, sondern sie setzt selbst den Anfang einer Kausalkette.

Als Voraussetzung dafür betrachtete er eine konsequent philosophische Lebensführung. Das Glück beruht nicht auf äußeren Gütern sondern ausschließlich auf dem vollkommenen Leben, der optimal verwirklichten philosophischen Lebensweise.

Zitate

Ein dem zu sehenden Gegenstand verwandt und ähnlich gemachtes Auge muss man zum Sehen mitbringen. Nie hätte das Auge jemals die Sonne gesehen, wenn es nicht selber sonnenhaft wäre; so kann auch die Seele das Schöne nicht sehen, wenn sie nicht selbst schön ist.- Enneaden, Sechstes Buch, Kap. 9[1]

Was hat die menschliche Seele veranlasst, das Eine - an dem sie Anteil hat und dem sie ganz angehört - zu vergessen und mit ihm sich selbst nicht mehr zu kennen? Die Überhebung und der Drang zum Werden, der Zwiespalt und der Wille, sich selbst anzugehören, waren der Beginn des Unheils. Enneaden, Sechstes Buch, Einleitung

Und diejenigen, denen ein solcher Affect unbekannt ist, mögen an den Aeusserungen der irdischen Liebe abnehmen, was es heisst den besonders geliebten Gegenstand zu erlangen, und bedenken, dass diese Gegenstände der Liebe sterblich und schädlich und, wie auch die Liebe sich nur auf Scheinbilder richtet, wandelbar sind, weil sie nicht das wahrhaft Liebenswerthe sind, nicht unser eigentliches Gut und was wir suchen. Dort aber ist das wahrhaft Liebenswerthe, mit dem der, welcher es ergriffen hat und wirklich besitzt, vereint bleiben kann, da es von aussen nicht mit Fleisch[448] und Blut umkleidet ist. Wer es geschaut hat, weiss was ich sage, wie nämlich die Seele dann ein anderes Leben empfängt, wenn sie herzutritt und schon herzugetreten ist und Theil an ihm gewonnen hat, also dass sie in diesem Zustande erkennt, dass der Chorführer des wahrhaftigen Lebens da ist und es keines andern mehr bedarf; im Gegentheil, man muss alles andere ablegen, in diesem allein stehen und dies allein werden, nachdem wir alle irdischen Hüllen abgestreift haben; darum müssen wir eilen von hier fortzukommen und unwillig sein über unsere Fesseln, damit wir mit unserm ganzen Wesen ihn umfangen und keinen Theil mehr an uns haben, mit dem wir nicht an Gott hangen. Da dürfen wir denn auch jenen und uns selbst schauen, wie es zu schauen frommt; uns selbst im Strahlenglanz, voll intelligiblen Lichtes oder vielmehr als reines Licht selbst, unbeschwert, leicht, Gott geworden oder vielmehr seiend; entzündet ist dann unsers Lebens Flamme, sinken wir aber wieder, wie ausgelöscht.[2]

Literatur

Referenzen

Weblinks