Ösel

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Die Praktiken des Vajrayana und des Bön konzentrieren sich auf den Zustand leuchtender Klarheit. Bhāsa (tibetisch: 'od) bedeutet Licht, Strahlkraft oder Leuchtkraft.

Ösel (Sanskrit prabhasvara; tib. hod-gsal; 'od gsal) ist der Yoga des klaren Lichtes((Skt: prabhāsvara-citta or ābhāsvara-citta, Pali: pabhassara citta; Tib. ’od gsal gyi sems; Chin. guangmingxin; Jpn. kōmyōshin;) , dersich auf die intrinsische Reinheit(Tibetan: ka-dag) des Untergrundes des Geistesstroms (Tibetan: sems-rgyud) bezieht. Das Dzogchen unterscheidet sogar fünf reine Lichter (Wylie: 'od lnga).

Schon im Anguttara Nikaya (A.I.8-10) heißt es:Leuchtend, Mönche, ist der Geist. Und er wird von eindringenden Verunreinigungen befreit. Der gut unterrichtete Schüler der Edlen erkennt dies, da er tatsächlich vorhanden ist, weshalb ich euch sage, dass es für den gut unterrichteten Schüler des Edlen eine Entwicklung des Geistes gibt.
Das Brahmanimantaṇika-sutta beschreibt ein unsichtbares Bewusstsein (viññāṇaṃ anidassanaṃ), das unendlich (anantaṃ) und in jeder Hinsicht leuchtend (sabbato pabhaṃ) ist.
Das Kevaḍḍha-sutta und seine Parallele im Dīrgha-āgama des Dharmaguptaka enthalten eine Aussage des Buddha über das leuchtende Bewusstsein. Im Dīrgha-āgama-Sutra heißt es: Bewusstsein, das unsichtbar, unendlich und selbst leuchtend ist: Mit diesem Aufhören hören die vier Elemente auf, das Grobe und Feine, das Hübsche und das Hässliche hören auf. Hierin hören Name und Form auf. Das Bewusstsein endet, der Rest [d.h. Name-und-Form] hört ebenfalls auf.[1]

Die Mahayana-Sutras bestätigen im Allgemeinen die reine und leuchtende Natur des Geistes und fügen hinzu, dies sei sein natürlicher Zustand (prakṛtiś cittasya prabhāsvarā).
Das Astasahasrika-Sutra (Perfektion der Weisheit) beschreibt Bodhichitta folgendermaßen: „Dieses Citta ist kein Citta, da es von Natur aus hell leuchtet.“

Ösel ist auch die Erfahrung des 'rang rigpa' (reflexive Wahrnehmung; (Wylie: rang rig pa, Sanskrit: svasaṃvedana, Svasaṃvitti) des Geistesstromes(citta-santāna). Dies war anfangs eine Erkenntnistheorie der Mahasamghika- und Sautrantika - Schulen, während die Schule Sarvastivada-Vaibhasika dagegen argumentierte.

Ösel ist weiterhin eine Praxis der sechs Yogas von Naropa. Es ist auch eine Erfahrung des 'Rigpa'(Wylie: rang rig pa, Sanskrit: svasaṃvedana ; das reflexive Gewahrsein).

Eine Reihe von Versionen, Derivaten und Ablagerungen dieser Sadhana sind erhalten.

Rigpa

Rigpa (Tibetan; Sanskrit vidya) ist die Bezeichnung für das ursprüngliche, nicht-duale Bewusstsein, das in den Lehren des Dzogchen und in den Mahamudra - Belehrungen besprochen wird.

Rigpa hat die zwei Hautpweisheiten kadag und lhun grub :

  1. Kadag (ursprüngliche Reinheit) ist die Weise wie das Dzogchen über Leere spricht.
  2. Lhun grub (natürliche Formation) ist wie das Dzogchen über das abhängige Entstehen lehrt.

Im Mahayana sind Leere und abhängiges Entstehen die zwei Seiten derselben Münze.

Der lhun grub - Aspekt bezieht sich auf spezielle Yogas, die eine Selbstbefreiung des abhängig entstandenen menschlichen Körpers in den Sambhogakaya (Regenbogenkörper) bewirken.

Eine dritte Weisheit bezieht sich hauptsächlich auf die beiden vorangegangenen Weisheiten.

Praxis

Die Anweisungen des Yogas des klaren Lichtes werden in 3 Abschnitte aufgeteilt

  1. Die erste bezieht es sich auf der Basis von Glückseligkeit, die von den Synonymen des klaren Lichts angedeutet wird. Es treten verschiedene Merkmale auf, die die Entwicklung dieses Yoga bestätigen.
  2. Der zweite Abschnitt ist der Praxis dieses Weges gewidmet bzw. den Erfahrungen und den verschiedenen Zuständen des manifestierten Lichtes.
  3. Der dritte und letzte Abschnitt ist vollständig der Erreichung oder Verwirklichung des einzigartigen wahren Lichtes gewidmet.

Die Sadhana kann Elemente des klaren, Yogaschlaf|bewussten Schlafs]] ohne Träume umfassen, auch als Ergänzung zu Milam und Gyulu. Der Sadhak verliert beim Einschlafen nicht das Bewusstsein sondern erwacht im Klaren Licht. Dieser Zustand ist allerdings nur für fortgeschrittene Meditierende erreichbar.

Ständige Beobachtung der Handlungsmuster und keine Handlung(der Handelnde wird nur ein instrumentales Mittel angesehen, dh. ohne Identifizierung als Handelnder) und und durch fixieren der Aufmerksamkeit auf die Entwicklung von Weisheit, wird der Prozess angestoßen 'ähnlich wie ein Feuer Eis schmilzt'.

Auf diese Weise entwirrt man alle Konzepte von Dualität, die in den zentralen Kanal (Avadhuti) begradigt werden, wo die Motilität der Aktion vollständig gestoppt wird und wo die instinktiven Kräfte wie Leidenschaft, Abneigung und Verwirrung in transzendenten Weisheit verwandelt werden.

Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, wird der physische Organismus des Praktikers verklärt. Sein Mentalkörper wird klares Licht, gekennzeichnet durch eine höchste Glückseligkeit und von der Erfahrung der Leere.

Diese Praxis führt direkt zur Verwirklichung des Dharmakaya, in anderen Worten zur Verwirklichung von Mahamudra.

Literatur

  • From the Heart of Chenrezig: The Dalai Lamas on Tantra, Glenn H. Mullin, Snow Lion Pub, 2007, ISBN-10: 155939269X ISBN-13: 978-1559392693
  • Tibetan Yoga and Secret Doctrines: Or Seven Books of Wisdom of the Great, W. Y. Evans-Wentz, 2000, Oxford University Press, ISBN 0-19-972789-9 , ISBN 978-0-19-972789-6 , EAN 9780199727896
  • Clear Light of Bliss: The Practice of Mahamudra in Vajrayana Buddhism: Tantric Meditation Manual, Kelsang Gyatso, ‎ Tharpa Publications 1992, ISBN-10 ‏ : ‎ 0948006218, ISBN-13 ‏ : ‎ 978-0948006210

Referenzen

  1. Anālayo, The Luminous Mind in Theravāda and Dharmaguptaka Discourses, Journal for the Oxford Centre for Buddhist Studies 2017 (13) , 10-51.

Siehe auch

Weblinks